Achtung Glosse: Unter Dauerbeschuss - bald Helmpflicht im Wald?
Eine kleine Alltagsflucht sollte es werden, aber wer hätte damit gerechnet, dass es derart enden wird? Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen, die Sonne schien, die letzte milde Luft für lange Zeit lockte Jung und Alt in den Wald. Jung und Alt mit allerlei Taschen und Tüten bewaffnet. So eine reiche Maronenernte hat es lange nicht gegeben, eine Bauernregel besagt, darauf folgt ein langer, kalter Winter.
Ich biege links ab Richtung Waldrand, wo eine schöne Allee der großen Bäume steht. Männlein und Weiblein davor, dahinter und daneben in gebückter Haltung im Unterholz. Rezepte werden munter ausgetauscht. Doch je weiter ich komme, desto menschenleerer wird es. Der Boden ist mittlerweile übersät von Außerirdischen, äh, stacheligen Kugeln mit essbaren Früchten darin. Blank poliert glänzen einige zur Seite gekullerten Kastanien im Sonnenschein.
Scharfschützen
Doch dann bricht das Inferno los, Wind kommt auf, schüttelt die Zweige kräftig durch und plopp, plopp, plopp schleudern die Bäume ihre scharfen Geschossen von sich. Rette sich, wer kann! Vor mir, neben mir, hinter mir, auf mich... regnen sie herab. Wer daraufhin nach oben guckt, hat keine Chance, bringen ihn doch gnadenlos die bereits gelandeten Kastanien zu Fall. Zu Fall aufs Nadelbett sozusagen.
Nein, erstaunlicherweise wird heute niemand abgeschossen, aber äußerst amüsant ist es schon. Wie in einem Comic-Strip laufen Bilder von Zickzack-Läufen der Getroffenen vor meinem inneren Auge ab. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass jemand auf die Idee kommt, im Wald die Helmpflicht einzuführen. Gar nicht mal so abwegig, die Industrie freut sich über eine neue Einnahmequelle und Waldbesitzer können nicht in Regress genommen werden.
Wie haben wir bloß früher überlebt? Rollschuhlaufen, Fahrradfahren oder mit den Gleitern die verschneiten Hügel im Bundeswehrgelände runterbrettern? Und das ohne Helm, Knie- und Ellenbogenschoner. Hey, wir waren Helden ;-)
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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