St.-Anna-Kirche präsentiert erstmalig Broschüre über ihre Kirchengeschichte und Kunstschätze

Zu einem kleinen architektonischen Schmuckstück hat sich die restaurierte St.-Anna-Kirche in Materborn schon gemausert. Seit ihrer Wiedereröffnung 2008 kommen nicht nur zahlreiche Besucher, sondern sie interessieren sich auch lebhaft für die Entstehungsgeschichte und die Kunstschätze.

"Nachdem unsere Gäste immer wieder reges Interesse an unserer Kirche zeigen, haben wir beschlossen, eine kleine Informations-Broschüre herauszugeben“, berichtet Wilhelm Ost vom „Förderkreis Pfarrkirche St. Anna Materborn e.V.“. Stolz hält der Vorsitzende das blaue Büchlein mit dem Blick auf die Apsis hoch.
Eine spannende Geschichte, denn schließlich gibt es die Materborner Kapelle, die von Anfang an der heiligen Anna geweiht war, schon seit Ende des 15. Jahrhunderts. Somit ist sie eine der ersten Annen-Kapellen in ganz Westeuropa. Heute existiert davon nur noch der Chor, die heutige St.-Anna-Kapelle an der Ecke Dorfstraße/Kapellenstraße.
Ein echtes Kleinod ist die über 80 cm hohe St.-Anna-Statue aus Tuffstein. „Sie ist die einzige uns bekannte heilige Anna, die schwanger ist“, erzählt Ost, der selbst oft Besucher durch das Gotteshaus geführt hat, mit einem spitzbübischen Schmunzeln.
Einen runden Geburtstag feiert der Marienaltar in diesem Jahr. 1912 von dem Klever Bildhauer Gerd Brüx geschaffen, ist das filigrane Holz-Meisterwerk mit der „Schutzmantelmadonna“ noch gut erhalten, bekam nun aber einen neuen Platz im hinteren Teil der Kirche. Und wer ahnt schon, dass der Hochaltar, anno 1909 ebenfalls von Brüx kreiert, ursprünglich anders aussah und jetzt nur noch das Christus-Kreuz und die Figuren erhalten sind?!
Aber auch über die Baugeschichte, den Taufstein, die Pfeifenorgel mit ihren 1266 Pfeifen, den 20-armigen Kronleuchter und die Glocken erzählt die farbig illustrierte Broschüre. Details, die so mancher Kirchgänger und Betrachter vielleicht mal gehört, aber auch wieder vergessen hat. So mussten die Materborner Bürger in beiden Weltkriegen auf einige ihrer Glocken verzichten, weil sie „für Kriegszwecke eingeschmolzen“ wurden. Erst 1982 wurde die Annaglocke wiederhergestellt, und zwar zum silbernen Priesterjubiläum von Pastor Ernst Geerkens.
Seit 1989, als die „alte“ Kirche unter Denkmalschutz gestellt wurde, setzt sich der Förderkreis für den Erhalt dieser neugotischen Kirche ein. Der Einsatz hat sich gelohnt: Aus dem jahrelangen Depot für „unmoderne Ausstattungsstücke“ wurde ein helles, freundliches Gotteshaus, in dem die ausgewählten Einzelwerke hervorragend zur Geltung kommen. „Der Weg dahin führte über endlos lange Diskussionen. Aber wir haben erreicht, dass auf den für katholische Kirchen typischen, düsteren und wuchtigen Kreuzweg verzichtet wurde“, freut sich der Vorsitzende Ost.
Doch die Arbeit des Förderkreises ist auch nach der Wiedereröffnung nicht abgeschlossen. Als nächster Schritt wird die Sanierung und Ergänzung der kostbaren Fenster im Altarraum in Angriff genommen. Wenn alles wie geplant verläuft, können die neuen Glasmotive 2013 bewundert werden.

Autor:

Petra Dietzel aus Kleve

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