Persönliche Meinung - Man of Steel

Endlich ohne peinliche rote Unterhose | Foto: Google

Nachdem ich den Film "Man of Steel" angeschaut habe, mag ich kundtun, wie sehr ich überrascht worden bin. Gründe dafür sind in der folgenden Kritik entnehmbar.

Skepsis
Zunächst einmal bin ich skeptisch an den Film Man of Steel herangetreten, da mir damalige Serien oder Filme, egal ob Zeichentrick oder Live Action, nie sonderlich gefallen haben. Die Art und Weise wie "Superman" in Szene gesetzt wurde, hat bei mir keinen Anklang gefunden. Zunächst einmal, weil mir der Name "Superman" schon als Kind einfallslos und unschön vorkam. Ein Mann, der alles kann, schneller und stärker als jeder andere ist. Das langweilte mich schon arg, obwohl ich noch ein Kind war. Da fand ich einen agilen, verwundbaren Spiderman schon viel interessanter und unterhaltsamer. In letzter Zeit werden Legenden häufiger gerebootet, teils aus kommerziellen Gründen und teils der Leidenschaft angagierter Regisseure wegen. Letzterer Grund scheint mir vielversprechender, was die Qualität des fertigen Produktes in meinen Augen hochwertiger einstuft.

Und ich bin mir sicher, dass Zack Snyder hier mit Herzblut bei der Sache war.

Überraschung
Woran ich vorher schon nicht zweifelte, war diese epische Bildgewalt. Es kracht nicht einfach hier und dort, es sieht auch noch so brillant aus.

Was mich allerdings extrem beeindruckt und somit überrascht hat, war die Einbringung vom Untergang des Heimatplaneten Krypton des Hauptprotagonisten "Kal-El". Hier wurde richtig toll erklärt, welche Wichtigkeit dieser für diesen Planeten innehält. Allgemein wurden essenzielle Elemente aufmerksam aufgegriffen und erklärt. Egal ob Superkraft, Fähigkeiten, deren Gründe, Herkunft, spätere Berufswahl des Mannes aus Stahl und einiges mehr.

Ich habe gemerkt, dass sich der Regisseur wirklich Gedanken gemacht hat und den Comic der 30er respektiert.

Toll auch, dass der kreativbefreite Name "Superman" nur nebensächlich genannt wird und man selbst in dieser Szene erkennen kann, wie seltsam die Involvierten diesen finden. Daran erkennt man, dass dem Regisseur dieser Name ebenfalls nicht zugesagt hat, was bei mir natürlich Eindruck schindet. Ebenfalls zu erwähnen, ist das Design Kal-El's. Nicht wie üblich trägt er eine peinliche Unterhose über seinem Anzug. Das hat die Figur Superman für mich immer lächerlich aussehen lassen. Das Cape ist geblieben, unterstreicht aber akzeptabel die Ästetik des Fliegens und Schwebens.

Endlich mal wurde ein nerviges und ebenfalls lahmes Element entfernt: Oft wurde Kal-El durch ein farbliches Stück Kryptonit in die Knie gewzungen, was ihn immer sofort ausbremmste. So konnten Antagonisten ohne großen Aufwand die Oberhand gewinnen. Hier ist es die kryptische Atmosphäre, die Schwächung mit sich bringt, aber ihm nicht einfach vor die Nase gehalten werden kann, um ihn fertig zu machen. Bei einer kurzzeitigen Gefangennahme werden seine Kräfte geschwächt, aber durch klugen Atmosphärewechsel wieder hergestellt. Das ist das Schöne, wenn man fortgeschrittene Technik von anderen Welten mit einbringt. Man muss nicht mit unserem Stand der Technik argumentieren, wie logisch oder unlogisch etwas ist. Dem Regisseur bleibt somit eine kreativere Gestaltung offen.

Aufmerksamkeit des Regisseurs
Wie schon erwähnt, werden viele essenzielle Dinge aufgegriffen, aber auch ein paar Anspielungen gemacht. Ein Beispiel dafür scheint meiner Meinung nach der Anfangsversuch des Fliegens von Kal-El zu sein. Zunächst einmal vollführt er nur hohe Sprünge, doch dann beginnt er wackelig zu fliegen. In einigen Versionen von Superman kann dieser nämlich nur hohe Sprünge vollführen und nicht fliegen. Ich weiß nicht, ob es eine Anspielung darauf sein soll, aber als solche habe ich diese Szene verstanden. Auch die typische Superman-Pose beim Fliegen wurde kurz gezeigt. Ich verstehe das als eine Hommage an den Comic.

Angenehme Inszenierung
Die Natürlichkeit der Charaktere gefiel mir sehr. Zu Anfang war ich skeptisch, da hier wieder mal ein "neuer" Superman gezeigt wurde und ich mir Sorgen darüber machte, ob dieser wohl ein Draufgänger wird, um Eindruck auf die moderne Gesellschaft zu ernten. Das war nicht der Fall. Auch seine Kräfte wurden nicht direkt in zu hohem Maße thematisiert oder in den Fokus gesetzt. Klar, man sieht, was er drauf hat, aber es kommt mir so vor, als präsentiere man kein Individuum, das rein durch Kräfte und Fähigkeiten definiert wird, sondern durch die Frage seiner Herkunft, seiner Zurückhaltung und der Geheimhaltung seines Seins. Das passiert in anderen Versionen ebenfalls, aber dennoch wird oft die Kraft von Superman für meinen Geschmack grenzwertig zur Schau gestellt. Man denke hier an die Szene aus dem Film "Superman Returns", in der sich eine Pistolenkugel beim Aufprall mit Supermans Augapfel verformt. Das mag einen visuell beeidruckender Wow-Effekt sein, aber es nimmt die natürliche Atmosphäre des Films für mich raus. Es gleicht einer "Schau-mal-wie-toll-er-ist-Show". Und genau sowas gefällt mir nicht. In diesem Film wird vieles subtil aber doch famos zugleich präsentiert und genau das gefällt mir. Emotionen werden niemals übertrieben oder unglaubhaft dargestellt.

Lieblingsszene und Lieblingsspruch

Besonders eine Szene und ein Spruch haben mich wirklich fasziniert.

Szene: Das Zeichen des Adoptivvaters an Kal-El, ihn nicht zu retten, weil die Menschen sonst seine Superkräfte erkennen würden, da er mit enormer Geschwindigkeit hätte handeln müssen, um ihn zu retten. -Die Menschheit sei noch nicht bereit dafür. Er hält Kal-El zurück und wird von einem Hurricane verschlungen und stirbt.

Spruch: Manchmal muss man das Risiko eingehen, einfach zu glauben. Später kommt das Vertrauen.

Beste Metapher seit langem
Die Szene, in der Kal-El gedanklich manipuliert wird. Sein Gegenüber versucht die Erde zu übernehmen, um sein eigenes Volk wieder auferstehen zu lassen. Der Preis dafür wäre der Tod der gesamten Menschheit. Kal-El wird darum gebeten, ihm zu helfen, woraufhin der Untergrund plötzlich aus Totenschädeln besteht und er darin schreiend versinkt.

Diese Szene hat mich wirklich beeindruckt!

Ebenfalls gut gelungen
Zuletzt wird Kal-El moralisch dazu gewzungen, dem Antagonisten das Genick zu brechen, da dieser sonst Menschen getötet hätte. Gleich danach sackt Kal-El zu Boden und schreit bitterlich. Der innerliche Konflikt wird hier toll unterstrichen. Als Held hatte er nie jemanden oder etwas töten müssen. Hier wird er förmlich gezwungen. Hinzu kommt, dass der Antagonist somit der letzte Überlebende war, dessen Herkunft er teilte.

Worauf man nicht hören sollte
Worauf man keineswegs hören sollte, ist die Meinung von pseudo-intellektuellen Filmkritikern, die in allem den höheren Sinn suchen und mit ihrer Meinung, die durch übertrieben spezifisches Denken geprägt ist, Filme in schlechtem Licht darstehen lassen. Einige fangen an zu philosophieren, andere heben nur die Schwächen hervor. Als "normal-denkender Mensch" sieht man das entweder eh nicht oder einfach anders. Mit normal denkend meine ich, dass man den Film schaut, die Bilder wertet, die Geschichte wertet, die Logik begreift und sich eventuell die Message aus einzelnen Szenen hinausfiltert -fertig. Einzig und allein ein "intellektueller" Bruchteil nimmt Bezug auf Politik, Religion und Geschichte. Manchmal ist solch eine Einbeziehung aller ethischen Korrektheiten schädlich für das Produkt. Aber man kann aufatmen: Die Schlichten unter uns sind in der Überzahl, Kinobesucher als solche sowieso.

Fazit:
Ein bildgewaltiges Superhelden-Epos, das ernste Charaktere zeichnet, plausible Gründe für fiktionale Fakten an die Hand gibt und es schafft mit Natürlichkeit, welche bombastisch präsentiert wird, zu punkten.

Autor:

Justin Aengenheyster aus Kleve

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