Jahresbericht des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
LVR präsentiert archologische Funde aus dem Kreis Kleve
Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland hat jüngst ihren Jahresbericht 2022 herausgegeben. Mit dabei sind auch interessante Funde aus dem Kreis Kleve. Neben dem hier bereits bekannten Wrack "de Hoop" bei Salmorth sind das ein römischer Schmuckstein mit Vogeldarstellung aus Emmerich, eine Münze zur Zeit des Ostgotenkönigs Witigis (um 636-540) sowie eine silberne Vogelfigur mit der Jahreszahl 1569 aus Rees.
Römisches Schmuckstück aus Emmerich
Bei Emmerich fand der Sondengänger Dirk Berns auf einem Acker eine römische Gemme in einer Goldfassung und meldete sie dem LVR-ABR. Vermutlich handelt es sich bei dem Stein um einen Onyx. Darin ist ein Vogel eingearbeitet, der einen Gegenstand pickt. Ursprünglich saß die Gemme wohl in einem Ring, in zweiter Verwendung wurde sie in einen Goldrahmen eingefasst und diente möglicherweise als Ohrring. Ein Vergleichsstück ist bislang nicht bekannt.
Seltene Münze aus dem 6. Jahrhundert aus Kleve
Aus dem Frühmittelalter stammt ein besonderer Sondengängerfund: Die erste und bislang einzige ostgotische Münze im Rheinland entdeckte Karlheinz Schultze in Kleve. Die nur 11 mm große Silbermünze zeigt auf der Vorderseite den oströmischen Kaiser Justinian (482 – 527) und auf der Rückseite das Monogramm „R D“, was auf den Ostgotenkönig Theoderich der Große (451 – 526) verweist. Diesen Münztypus hat der Ostgote Witigis prägen lassen, der von 536 bis 540 König war. Ein Loch am Rand der Münze weist auf eine Zweitverwendung als Anhänger hin.
Silberner Vogel von 1569 aus Rees - für den Schützenkönig
Bereits 2020 hatte der Sondengänger Henk Verhoeven einen gut erhaltenen Fund aus Rees gemeldet: eine silberne Vogelfigur mit der eingravierten Jahreszahl 1569. Erst 2022 gelang es, die Bedeutung des Vogels festzustellen. Es handelt sich um einen Papageien, der am Ende einer Kette für den Schützenkönig angebracht war. Diese Tradition kommt erst im 16. Jahrhundert auf, der Fund ist also eines der frühesten erhaltenen Exemplare.
Wrack im Rhein bei Kleve-Salmorth
Das Niedrigwasser des Rheins im Sommer 2022 machte bei Kleve einen interessanten Fund am Ufer sichtbar: Dort tauchten hölzerne Wrackteile eines Schiffes auf. Auch wenn das Wrack weiterhin die meiste Zeit unter Wasser lag, konnte es durch das LVR-ABR dokumentiert werden. Möglicherweise handelt es sich dabei um eines der fünf Schiffe, die 1895 bei der Explosion des mit Dynamit beladenen Frachtschiffes „Elisabeth“ untergingen. Das Wrack eines dieser Schiffe, die „De Hoop“, ist bereits seit den 1980ern bekannt und befindet sich in unmittelbarer Nähe. Ob es sich bei dem neu erfassten Wrack um eines der besagten Schiffe oder vielleicht sogar die „Elisabeth“ selbst handelt, ist allerdings nicht sicher.
Ausstellung in Bonn
Alle Fundstücke vom Niederrhein (bis auf das Wrack) sind in einer Ausstellung in Bonn zu besichtigen.
„Archäologie im Rheinland – Im Tod unsterblich“, 01.03. – 20.08.2023
LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn
Autor:Thomas Velten aus Kleve |
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