Linkin Park Sänger Chester Bennington ist tot
Vor ein paar Minuten las ich es auf Facebook: Chester Bennington, Frontmann meiner Lieblingsband Linkin Park, ist tot. Mit nur 41 Jahren. Ich kann es gar nicht fassen, bislang habe ich auch noch nie einen Nachruf auf einen verstorbenen Künstler verfasst. Hier mache ich eine Ausnahme. Ich möchte Antworten finden beim Schreiben, verstehen. Depressionen werden vermutet, dieses weit verbreitete Leiden, das von vielen Menschen immer noch nicht als Krankheit akzeptiert wird. Anstatt sich helfen zu lassen, wird es geheimgehalten bis zuletzt, aus falscher Scham, aus der Angst abgestempelt zu sein. Gerade im Sport und im Showgeschäft noch mehr geächtet als bei allen anderen Menschen. Leute, seht nicht weg, wenn in Eurem Umfeld Menschen erkrankt sind, es muss nicht bis zum äußersten kommen. Ein jeder kann durch Achtsamkeit dazu beitragen.
Chester Bennington, Dein erstes Album lernte ich bei der Geburtstagsfeier eines Kumpels aus Köln kennen. Sofort zog mich kraftvolles Metal in seinen Bann und vor allem dein unverwechselbarer "Schreigesang". Die Hybrid Theory begleitete mich durch die Nacht auf der Autobahn von Köln nach Kleve - und seitdem durch mein Leben. Nach und nach grölte ich alle Songs mit, tanzte Traurigkeit und Wut weg nach Papierkorbtagen und schrie gemeinsam mit Dir meine Lebensfreude heraus bei den mitreißenden Stücken. Der absolute Höhepunkt im Leben eines Fans sind natürlich die Livekonzerte. Und da schließt sich der Kreis, führte mich doch Anfang 2008 der Weg zurück nach Köln in die damalige Kölnarena. Ich war Tage vorher in "freudiger Erwartung", hatte den Tag extra freigenommen. Die Menschenmenge vor dem Eingang, die letzten kribbeligen Minuten vor Beginn. Adrenalin pur! Und dann die ersten Klänge von der aktuellen CD "Minutes to Midnight".
Es war wie ein Rausch. Tanzen in Trance. So schrieb ich es auch damals in meinem Konzertbericht auf dem Online-Schreibforum der Rheinischen Post, Opinio. "Crawling", "Numb", Breaking The Habit", What I've done" und wie die Stücke alle heißen. Ich habe anschließend keinen Ton mehr rausbekommen. Chester, ja Du hast mir auch noch mehr Glück gebracht - nämlich meinen allerersten Print in einer Zeitung. Der allererste Freudenschrei über einen Abdruck, der meinem Mann einen Riesenschrecken einjagte und - dem noch soviele weitere folgen sollten. Damals wusste ich es noch nicht, dass das Schreiben zu einer meiner ganz großen Leidenschaften werden sollte. Chester, ich machte die erstaunlichsten Wechsel in der Stilrichtung von Linkin Park mit, erst zu Elektro Rock mit "Recharged" und - ich fand Euch immer geil. Ich freute mich über "The Hunting Party", dort ging es musikalisch zurück zu den Wurzeln. Und nochmals hatte ich die große Freude, Euch live zu sehen, 2014 in Oberhausen.
Schmunzel, dorthin schleppte sich ein grippegeplagte Fan, erstmals schon vor den tollen Liedern ohne Stimme. Chester, ich gestehe, nach Deinem neuen Song "Heavy" war ich ein wenig skeptisch in Bezug auf Dein neues Werk "One More Light". Weichgespült passt doch so gar nicht zu Dir, dachte ich. Entgegen aller Gewohnheiten scharrte ich diesmal nicht mit den Hufen, wann es denn endlich, endlich erscheint. Seltsam, am letzten Wochenende dachte ich auf einmal, dass ich es mir jetzt doch endlich holen werde. Nun... läuft es gerade leise im Hintergrund. Sanfte Töne, die mir überraschend gut gefallen. Nein, es ist nicht so, dass ich Deinen Schreigesang nicht vermisse, aber - alles hat seine Zeit. Eine angemessene Untermalung einer schlimmen Nachricht. Chester, ich hoffe, dass Du nun den Frieden gefunden hast, der Dir hier unter uns wohl nicht vergönnt war. Vielen scheint das Leben eines Rockstars immer noch das Nonplusultra zu sein, aber ist es das? Sich immer neu zu erfinden. Seine Fans bei Laune zu halten. Kein Privatleben zu haben.
Chester... ruhe in Frieden.
Für Euch / Sie zum Mitschreien
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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