Kinofilm Spotlight oder warum die Welt gute Journalisten braucht!
Endlich wurde heute auch in Kleve in der Sonntagsmatinee der mit 2 Oscars ausgezeichnete Film Spotlight gezeigt. Ein Film, der meine Erwartungen noch bei weitem übertraf! Ein Film, der ganz deutlich macht, warum die Welt gute Journalisten braucht und was sich hinter Recherchearbeit alles verbirgt. Wie mühsam und langwierig sie oft ist. Aber auch wie emotional und nervenaufreibend sie sein kann. Wie wichtig es ist, einen Artikel zum richtigen Zeitpunkt zu platzieren und sich bis dahin in Geduld üben zu müssen. Hieb- und stichfeste Fakten und Beweise zusammenzutragen.
Ein Film, der trotz des heiklen Themas kein bisschen reißerisch ist. Der vieles andeutet statt mit nackten Tatsachen zu schocken. Wobei Andeutungen oft wesentlich berührender als jede pornografische Szene sind. Wo die Reporter noch mit Block und Kuli arbeiten. Zur Handlung: Der neue Chefredakteur beim Bostoner Globe beauftragt das 4-köpfige Redaktionsteam Spotlight mit der Aufdeckung und Aufklärung einer Reihe von ungeklärten Missbrauchsfällen an Kindern durch katholische Priester. Zuerst ist es ein Rennen gegen Mauern, sie stoßen auf eine breite Mauer des Schweigens. Beim Staatsanwalt und beim Opferanwalt. Bei Opfern und bei Tätern.
In mühseliger Puzzlearbeit, die sich Monate hinzieht, gelingt es schließlich, das Vertrauen des Opferanwalts zu gewinnen und die missbrauchten Kinder von damals zum Sprechen zu bringen. Es wird deutlich, dass bewusst Kinder aus Problemfamilien missbraucht wurden. Deren Familien, Freunde und Gemeinde sowie nicht zuletzt sie selbst die Männer Gottes und ihr Handeln nicht infrage zu stellen wagten. „Wenn ein Priester einem Jungen aus einer armen Familie Beachtung schenkt, dann ist das eine große Sache.“ Endlich kommt ans Tageslicht, wieviele Vergleiche die katholische Kirche arrangiert hat und wieviele Priester alleine in Boston in die Missbrauchsfälle involviert waren.
Und dass nicht nur einfache Priester, sondern auch der damalige Bostoner Kardinal Bernard Law Bescheid wusste. Dass niemand die Institution Kirche angehen wollte und somit alles vertuscht und unter den Teppich gekehrt wurde. Es handelt sich hier um eine wahre Geschichte - die natürlich auch die ständig wiederkehrende Frage nach dem Sinn und Zweck des Zölibats aufwirft. Gänsehaut beim Publikum, als plötzlich öffentliche Akten entdeckt werden. Als der Artikel Anfang 2002 endlich in Druck geht. Bei sovielen Szenen eigentlich. Was nicht zuletzt der tollen Schauspielerriege um Mark Ruffalo, Rachel McAdams und Liev Schreiber zu verdanken ist.
In Kleve läuft der Film noch morgen und übermorgen, jeweils um 20 Uhr. Unbedingt reingehen, wer einen wirklich guten Film über ein sensibles und wahres Thema sowie über investigativen Journalismus sehen mag.
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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