"Singen ist auch eine Sportart"
Kann man singen verlernen?

- In seinem kleinen Heimstudio nimmt Wolfgang Dahms Musikstücke auf, um diese den Sängerinnen und Sängern für das Gesangstraining zu Hause, zur Verfügung zu stellen.
- hochgeladen von Tim Tripp
Wolfgang Dahms erklärt was Corona mit dem Singen macht Seit Mitte März können keine Chorproben mehr stattfinden. Sie wurden auf unbekannte Zeit verschoben, Konzerte abgesagt. Wie es weiter geht weiß derzeit keiner. Aber was heißt das für Chöre und deren Leiter?
Kleve. Für Wolfgang Dahms gehört das Singen einfach zum Leben dazu. Der passionierte Chorleiter und Dirigent ist schon früh mit dem Virus der Musik angesteckt worden. "Schon als 12-Jähriger habe ich die Organistenvertretung in Kellen übernommen. Einige Jahre später wurde ich dann Organist und Chorleiter in Keeken", so Dahms. Für ihn ist die Corona-Pandemie eine große Beeinträchtigung. "Keiner weiß, wann und wie es weiter geht", erklärt Dahms. Derzeit gilt, dass Chorsänger bei Proben einen Mindestabstand von 2 Metern einhalten müssen und pro Sänger mindestens sieben Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen müssen. "Unter diesen Umständen lässt sich eine Probe nur schwer realisieren. Hinzu kommt, dass aktuell noch keiner weiß, inwiefern die Aerosole sich in einem Raum verteilen und ob regelmäßiges Lüften dagegen hilft. Ein weiteres Problem ist, dass in vielen Chören auch Risikopatienten mitsingen. Für die wäre es fatal, wenn sie sich bei einer Probe mit dem Virus infizieren würden", erläutert Wolfgang Dahms.
Alternativen schaffen
Damit die Chorsängerinnen und Sänger das Singen nicht verlernen, hat Wolfgang Dahms in den vergangenen Wochen zahlreiche Tonaufnahmen in seinem kleinen Studio zu Hause aufgenommen. "Jede Stimme wird einzeln eingespielt und jedem Sänger mit den dazugehörigen Noten zur Verfügung gestellt. So kann zu Hause in sicherer Umgebung trainiert werden. Singen ist auch eine Sportart. Wer nicht regelmäßig sein Lauftraining absolviert wird schnell an Kondition verlieren. Beim Singen ist das ähnlich", so Dahms.
Die Gemeinschaft fehlt
Schon früh in der Krise hat auch Dahms festgestellt, dass vielen Sängerinnen und Sängern das regelmäßige Treffen fehlt. "Es wird ja nicht nur geprobt. Die Gemeinschaft, dass gegenseitige erzählen von Neuigkeiten und auch das eine oder andere kühle Getränk gehören fest dazu. Chöre ohne Gemeinschaft, dass funktioniert nicht", ist sich Dahms sicher.
So befürchtet er, dass es in den kommenden Monaten ein wegbrechen zahlreicher Chöre geben wird. Sänger, die nicht ganz davon überzeugt sind, haben die Zeit ohne Chor vielleicht genossen. Aber auch altersbedingt und vor dem Hintergrund des Infektionsschutzes werden viele Stühle bei den Proben, wenn sie denn wieder beginnen, leer bleiben.
Autor:Tim Tripp aus Kleve |
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