Neue Ausstellung im Museum Schloss Moyland
Elina Brotherus interpretiert Joseph Beuys
Das niederrheinische Museum Schloss Moyland zeigt bis zum 25. Februar 2024 Fotografien und Installationen der finnischen Künstlerin Elina Brotherus. Diese setzt sich auf kreative und zugleich feminine Art mit der Künstlerikone Joseph Beuys und seinem Galeristen Rene Block auseinander und zeigt Neuinterpretationen der Werke im Sinne der Fluxus-Bewegung.
Farbenrausch im Schloss
Bunt geworden ist es im Museum Schloss Moyland! Sonnengelb, königsblau und kardinalrot leuchtet es von den Wänden. Das ehemals strenge Weiß, das den Museumsgründern Franz-Josef und Hans van der Grinten als non-plus-ultra galt, ist kräftigen Farben gewichen. „Das haben wir bewusst so gewählt“, erläutert Dr. Antje-Britt Mählmann, die seit April 2022 Museumsdirektorin ist und für das Haus neue Akzente setzen will. Farbgebung, Hängung und Präsentation der Ausstellung darf als gelungen bezeichnet werden.
Elina Brotherus: Von der Renaissance zum Fluxus
Im Mittelpunkt der neuen Werkschau steht die finnische Fotografin und Performance-Künstlerin Elina Brotherus. Elina Brotherus, geboren 1972 in Helsinki, ist eine der bekanntesten Künstlerinnen in Finnland. Sie wurde bereits mit dem finnischen Staatspreis für Fotografie ausgezeichnet. Ihre Werke hängen im Museum Centre Pompidou in Paris, im Maxxi in Rom, in Museen in Helsinki, Stockholm und im Folkwang-Museum in Essen.
Brotherus hat sich, wie sie auf der Pressekonferenz erzählte, in ihrem Studium zunächst für die Malerei der alten Meister von der Renaissance bis zu Caspar David Friedrich interessiert, sich aber später mehr der Avantgarde-Kunst der 60er Jahre und der Fluxus-Bewegung zugewandt. Der Galerist Rene Block verbindet Beuys und Brotherus, er hat beide bereits in einem frühen Stadium ausgestellt.
Recherche im Joseph-Beuys-Archiv
Elina Brotherus hat auf Einladung von Dr. Mählmann intensiv im Archiv des Museums zu Beuys und Block geforscht und einen neuen weiblichen Blick auf Aktionen, Bilder und Performances geworfen. Als Ergebnis hat Brotherus eine fiktive Figur entwickelt, die sich – natürlich mit Hut – auf die Reise begibt und Lebenssituationen und -stationen von Beuys nachspürt. In ihren Portraits, mit der Hasselblad-Kamera mit Selbstauslöser oder einer Assistentin aufgenommen, erscheint diese Person an bekannten Wirkstätten von Beuys, z.B. in der Kunstakademie Düsseldorf, in den Alleen und Wiesen der Düffelt, dem Hause van der Grinten in Kranenburg oder dem Forstgarten in Kleve. Die fantasievollen Installationen der Künstlerinnen sind nun in dem prächtigen Schloss zu besichtigen. Die Werkschau ist recht üppig ausgefallen, rund 130 Werke sind ausgestellt.
Internationale Ausrichtung
Neben dem Femal View will das Museum Schloss Moyland auch seine internationale Ausstrahlung verstärken. Außer der Kultur- und Wissenschaftsministerin Ines Brandes aus Nordrhein-Westfalen war auf der Vernissage am 15. September auch der finnische Botschaftsrat Dan Ekholm anwesend und richtete ein Grußwort aus.
Im Katalog auch Emil Schult von Kraftwerk
Im November 2023 erscheint ein Katalog, der mit 240 Seiten und 120 Abbildungen die Ausstellung umfassend dokumentiert. Interessant dürfte darüber hinaus ein Interview mit dem sehr wichtigen, aber auch sehr scheuen Galeristen Rene Block sein. Und nicht nur für Fans ein Gespräch mit dem Mitglied der Kult-Musikgruppe Kraftwerk, Emil Schult. Schult ist nicht nur Musiker, sondern auch Grafiker und hat mehrere Cover und Video-Events der Gruppe Kraftwerk gestaltet. Er kennt Beuys aus den 70er und 80er Jahren aus Düsseldorf.
Fotos: Thomas Velten
Autor:Thomas Velten aus Kleve |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.