Die Franzosen und die Besatzung im 18. Jahrhundert

Pressemitteilung des Kreises Kleve zum Archivaliensteckbrief Nr. 7:

Weizen, Roggen und Hafer, Heu und Stroh, Pferde, Kühe, Schafe und Schweine, Laken und Decken, Hemden und Schuhe – die Bevölkerung der Gemeinde Vernum lieferte vom 16. Oktober 1794 bis zum 5. März 1795 zahlreiche Lebensmittel und Konsumgüter an das französische Militär. Dies überliefert ein 16 Seiten umfassendes gebundenes Heft in mittelniederdeutscher Sprache aus dem Kreisarchiv Kleve. Das Heft, das die Lieferungen der Vernumer genau auflistet, gibt nicht nur Auskunft über die Art der gelieferten Güter, sondern auch über die Menge, die geliefert werden musste. „Die Vernumer“, so Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm, „mussten vieles, was sie selbst zum Leben benötigt hätten, entbehren und den Franzosen geben.“

Franzosen links des Rheins
Die Lieferungen der Gemeinde Vernum an das französische Militär waren keine Besonderheit: Im Zuge der Religionskriege drangen französische Truppen im Sommer 1794 bis an den Rhein vor. Im Oktober 1794 war das gesamte linke Rheinufer durch das französische Militär besetzt – und sollte es auch für die nächsten 20 Jahre bleiben. Da die Versorgung der Truppen aus Frankreich aufgrund der Wirren im Land vielfach stockte oder sogar ganz zum Erliegen kam, versorgten sich die Truppen aus den Dörfern und Gemeinden der besetzten Gebiete, wie z.B. aus Vernum. Doch damit nicht genug: Vielerorts mussten die Einwohner darüber hin-aus Einquartierungen von Militärangehörigen hinnehmen oder unentgelt-liche bzw. schlecht bezahlte Dienste übernehmen. Für die Menschen am Niederrhein bedeutete die Besetzung somit Armut und Notstand. „Die Listen der Gemeinde Vernum überliefern zwar nur für einen kleinen Zeit-ausschnitt und eine sehr begrenzte Region, was die Besatzer der ein-heimischen Bevölkerung abverlangten, sie stehen dabei jedoch stellver-tretend für die Situation in zahlreichen anderen niederrheinischen Gebie-ten“, berichtet die Kreisarchivarin.

Hintergrund
Die Archivaliensteckbriefe sollen nicht nur einen ersten Zugang zum Ar-chivgut bieten, sondern auch die Vielfalt der Bestände, die im Kreisarchiv auf Entdeckung warten, aufzeigen. Neben den hier oft vermuteten Akten befinden sich nämlich u.a. auch Fotos und Fotoalben, Postkarten, Toten-zettel, Flugblätter, Zeitungen und sogar Gegenstände im Archiv. Auf Fachausdrücke und lange Ausführungen wird in den Steckbriefen be-wusst verzichtet, vielmehr gibt es wenige, allgemein verständliche Infor-mationen.
Alle Archivaliensteckbriefe stehen auf den Internetseiten des Kreisarchivs kostenlos zum Download zur Verfügung (www. archive.nrw.de -> Kom-munalarchive -> Geldern, Kreisarchiv Kleve -> Informationen und Service -> Archivaliensteckbriefe)

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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