Bücherkompass-Rezension: Konsalik - Der Heiratsspezialist

Als ich mich dieses Mal um einen Roman beim Bücherkompass bewarb, interessierte mich vor allem eins: Die Bücher von Konsalik, die ich vor über 20 Jahren mal verschlungen habe - sind sie heute überhaupt noch zeitgemäß? Sprechen sie mich noch an?

Na ja, also nach dem ersten Hereinlesen war ich schon ein wenig enttäuscht. Die Sprache, die Handlung und vor allem die Figuren - daran musste frau sich erstmal (wieder) gewöhnen. Wie befürchtet doch ein bisschen sehr in Richtung "olle Kamelle", dazu mehr als eine Prise derber Herrenhumor, die Charactere ziemlich überzeichnet.

Tja, was habe ich damals beim "Arzt von Stalingrad" mitgefiebert, die heißen "Liebesnächten in der Taiga" in der holländischen Ferienwohnung an einem Abend ausgelesen. Russland, ja das konnte er, der Herr Konsalik!

Kein Wunder, wie mir Einblicke in sein Leben auf Wikipedia verraten haben. Heinz Günther Konsalik, Geburtsjahr 1921, studierte nach einem abgebrochenen Medizinstudium Germanistik und war im 2. Weltkrieg als Kriegsberichterstatter tätig. Wo es ihn zuletzt auch nach Russland verschlug.

Jetzt aber zum Heiratsspezialisten ;-) Bob Brooke erbt von seinem Onkel einen Eissalon in Las Vegas - und als Zugabe Jenny. Jenny, ein Pin-up Girl wie sie buchstäblich im Buche steht - wackelnde Oberweite, wackelndes Gesäß, Wackelgang - Klischee, ick hör dir trapsen. Da der Eissalon ständig vor der Pleite steht, müssen andere Einnahmen her. So verfällt Bob auf die Idee, deutschen Frauen die Ehe anzubieten und so die amerikanische Staatsbürgerschaft zu verschaffen - um sich dann von Kumpel Richter de Trajano in Las Vegas scheiden zu lassen.

Dass das nicht ohne Komplikationen abgeht, liegt auf der Hand. Was passiert, wenn plötzlich Liebe im Spiel ist? Auf einmal merke ich, dass ich schon in der Mitte des Buchs angelangt bin. Mich an einen gutgläubigen amerikanischen Konsul in Bonn, einen Hotelier alter Schule in Bad Godesberg, an Bobs unbeschreibliche Freunde Sheriff Brass und Pastor McDolland, gewöhnt habe. Für die überzeichneten Frauenbilder und einen Mops noch ein müdes Lächeln übrig habe. Und - wer hätte es gedacht, dass das Finale nochmal leidlich spannend wird!

Fazit: Man muss dieses Buch nicht lesen. Aber es tut auch nicht allzu weh. Entlockt manchmal ein Grinsen und zum Schluss fühlt man sich in Bobs Eissalon schon fast wie zu Hause.

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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