Kolumne
... über die Rumkugel
Die Rumkugel ist eine Konditoreispezialität, die dem Konfekt zuzuordnen ist.
Sie besteht in der Hauptsache aus Fett, Zucker, Mandeln oder Nüssen, Kakao und Schokolade. Die Oberfläche ist vollständig durch Schokoladenstreusel bedeckt. Wie der Name sagt, werden Rumkugeln mit Rum hergestellt, oftmals wird aber auch nur Rumaroma verwendet. Die Rumkugel ist meistens etwas größer als eine Marzipankartoffel.
In Norddeutschland findet man beim Konditor auch größere Rumkugeln, die eine eher teigartige Konsistenz haben, z. B. auf Biskuit-Basis. Sie sind aus Gebäck hergestellt, also näher verwandt mit dem Granatsplitter, und weniger fett- und zuckerhaltig.
(Traum eines Konditoren)
Wir befinden uns im 17. Jahrhundert. Der Niederrheinische Erbfolgekrieg ist in vollem Gange. Graf Anton - Alfred von Leichlingen - Blahfeld belagert die Schwanenburg in Kleve, wo sich Karlmann Edler Herr von Kleve genannt der Schreihals befindet. Die Belagerung dauert nun schon mehrere Wochen. Der Graf hat Nachschubprobleme. Und zwar mit den Kanonenkugeln.
"Ich kann mir so viel Metall und Eisen einfach nicht leisten, bei den Wiederverwertungspreisen sowie Steuern," klagt der Landadelige aus dem Bergischen Land.
Da kommt Rainer, dem führenden Konditoren aus dem nahegelegenen Emmerich, eine Idee. "Kugeln kann ich auch liefern. Die passen in jedes Kanonenrohr, in jeden Gewehr- und Flintenlauf sowie in jede Pistole. Sie sind eßbar und preiswert in der Herstellung. Meine Kugeln sind also ihren Preis auf jeden Fall wert."
Die Konfektprodukte aus Emmerich schmecken nach Apfel, Kirche, Erdbeere, einige auch nach Met und Bier. "Rum, Whisky, Sherry, Grog und andere Spirituosen sind einfach zu teuer in der Anschaffung. Ich müßte diese Spirituosen mittels Schiff von der Nordseeküste holen. Ich müßte dann nicht nur die Schiffer bezahlten, sondern auch diese ganzen Wegelagerer von Zöllnern entlang des Rheins an den Grentstationen - wir müssen diese zweifelhaften Subjekte ja auch bestechen:2
Kurze Zeit später spricht Rainer bei dem belagernden Grafen vor. "Was soll ich mit diesen Süßigkeiten?" brüllt der Graf von Leichlingen - Blahfeld. "Meine Soldaten mesten? Die Nutten " bezahlen? Diese Kleinstkugeln in Kanonenrohre stecken und über die Burgmauer schießen?" - "Nein, edler Herr," antwortet der Konditormeister. "Vor die Eingangstore der Schwanenburg." - "Ja, und dann?" - "Wir Ihr selbst zu bemerken beliebt: Ihre Gegner riechen das. Sie bekommen Hunger und wollen meine Kügelchen haben. Sie öffnen die Burgtore, treten heraus und wollen die von mir gelieferten Köstlichkeiten hereinholen. Ihr nutzt das, erschlagt Eure Feinde, erobert die Schwanenburg und werdet Herrscher über den Niederrhein."
Gesagt, getan. Na ja, fast. Die Söldner des Edlen Herren von Kleve werden natürlich nicht erschlagen, sondern nur geschlagen, besiegt, gefangengenommen und später in den Dienst des Leichlingers genommen. Sie trugen die Idee "Confiserieprodukte als Munition" in die Welt und machten sie populär.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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