Einzelhandel wird zurückgehen
Wirtschaftsförderung schaut positiv auf Herne und Wanne-Eickel
Seit Jahren kämpfen viele Innenstädte um die Kunden. Ließ der Online-Handel den Kundenschwund schon ansteigen, kamen in den vergangenen knapp zwei Jahren zum Teil erhebliche Einschränkungen wegen der Coronapandemie hinzu. Manch einer sah das endgültige Aus der Einkaufszonen gekommen. In Herne und Wanne-Eickel blickt die Wirtschaftsförderung allerdings durchaus positiv auf die Entwicklung der beiden Zentren.
Von Vera Demuth
„In Wanne-Eickel gibt es so gut wie gar keine Leerstände“, sagt Michael Böhm, der für die Kommunikation bei Herne Business, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zuständig ist. Trotz Pandemie seien in Wanne-Eickel sogar zwei Ladenlokale vermietet worden. „In Herne sind es ein paar Leerstände mehr.“ Drei bis vier leere Ladenlokale gibt es in Wanne-Eickel in der Fußgängerzone Hauptstraße, etwa acht bis neun sind es im Bereich der Bahnhofstraße in Herne.
Als einen bereits seit mehreren Jahren bestehenden Leerstand nennt Böhm den ehemaligen McDonalds an der Bahnhofstraße. Im Gegensatz dazu freut man sich bei Herne Business darüber, dass das Modegeschäft Meiglückle von Bochum nach Wanne-Eickel in das ehemalige Ladenlokal von Woolworth gezogen ist.
Geschäfte bereits rückgebaut
Insgesamt profitiere Herne davon, dass es im Gegensatz zu manch anderen Städten schon in den vergangenen Jahren den Rückbau von Geschäften, die sich auch auf die zweite Etage ausdehnten, auf das Erdgeschoss betrieben habe, so Böhm. „In die Ladenlokale, die jetzt frei werden, kommt immer relativ schnell wieder etwas rein.“
Damit dies so ist, rät Herne Business den Immobilienbesitzern, sich den Marktbedingungen anzupassen. „Viele träumen immer noch davon, dass sie 25 bis 30 Euro Miete pro Quadratmeter bekommen“, erklärt Böhm. Zudem sollten die Besitzer ihre Immobilien attraktiv und zeitgemäß gestalten.
Die Wirtschaftsförderung unterstützt die Immobilienbesitzer mit einem Leerstandsmanagement, das es seit zwei Jahren in Wanne-Eickel und seit einem Jahr in Herne gibt. Herne Business greift dabei auf die Hilfe des Düsseldorfer Beratungsbüros Schneider+Straten zurück.
Förderung für Start-ups
An dasselbe Büro können sich Einzelhändler und Start-ups wenden, die im Rahmen des NRW-Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“ einen Laden in Herne oder Wanne-Eickel eröffnen möchten. Seit Mitte Dezember beteiligt sich die Stadt Herne unter dem Motto „Deine Idee, Dein Laden, Deine Stadt“ an dem Programm. Bis Ende 2023 können neue Ladenbetreiber die Unterstützung annehmen. Sie sparen dabei 80 Prozent der Nettokaltmiete, während die Immobilienbesitzer auf 30 Prozent verzichten. Bei der Wirtschaftsförderung, die die Ladenlokale anmietet, erhofft man sich, Ladenbetreiber anzulocken, die etwas ausprobieren möchten und etwas anbieten, das es so noch nicht in Herne gibt, erläutert Michael Böhm. „In Herne gibt es momentan zwei Interessenten, und jetzt gucken wir, dass wir es mit den Vermietern gematcht kriegen.“
Der Einzelhandel werde künftig jedoch nicht mehr Hauptankermieter in den Innenstädten sein, so Böhm. „Diese Entwicklung wurde durch Corona beschleunigt.“ Einrichtungen zum Beispiel aus der Gesundheits- und Bildungsbranche werden in Zukunft mitbestimmen, ob eine Straße zur 1a- oder 1b-Lage zählt.
Mehr Aufenthaltsqualität
Als wichtigen Aspekt für eine attraktive Innenstadt nennt Böhm die Aufenthaltsqualität, die erhöht werden müsse. Hier verweist er in Herne beispielsweise auf das Bauprojekt „Europagarten“, das am Europaplatz anstelle des abgerissenen Adler-Gebäudes entstehen und begrünt werden soll. Nachdem die Neuen Höfe im ehemaligen Hertie-Gebäude fertiggestellt sind, ist zudem geplant, den Robert-Brauner-Platz umzugestalten.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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