Saisontypische Entwicklung
Arbeitsmarkt trotz Sommerflaute in Herne robust

Die Grafik zeigt eine Übersicht der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr. | Foto: Agentur für Arbeit
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8.858 Arbeitslose und eine Quote von elf Prozent: so die Bilanz der Agentur für Arbeit Herne für den Monat Juli.

Insgesamt verzeichnet die Agentur für Arbeit etwas mehr Stellenangebote als üblich. Ansonsten zeigt sich das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt im Juli mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit aber saisontypisch. Wenngleich dieser - wie auch schon im Juni - ungewöhnlich hoch ist. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit, aber auch Ausländerarbeitslosigkeit sind stark von einem Anstieg betroffen. Als Grund dafür zeichnen sich insbesondere die Auswirkungen des Ukrainekrieges ab. Darüber hinaus macht sich, wie jedes Jahr aufs Neue, das Ausbildungs- und Schulende bemerkbar.

Insgesamt verläuft die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch in diesem Jahr saisonal. Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit ist jedoch erkennbar höher als in den Jahren zuvor.
Die hohe Zahl wird durch einen starken Anstieg der gemeldeten Arbeitslosen in der Grundsicherung (SGB II) bedingt. Seit dem 1. Juni werden die seit Kriegsbeginn im Februar aus der Ukraine Geflüchteten von den Jobcentern betreut und als arbeitslos registriert.

Generell steigt die Arbeitslosigkeit zum Start in das zweite Halbjahr immer. In aller Regel ist es vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, die davon betroffen ist. Die Schule ist zu Ende, viele junge Menschen haben noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche und andere haben gerade erst ihre Ausbildung beendet. Aber auch Halbjahresverträge, die auslaufen und nicht verlängert werden können, machen sich bemerkbar. Aktuell wirken sich zu dem saisontypischen Geschehen auf dem Arbeitsmarkt auch noch Pandemie und Weltgeschehen aus. Und trotzdem verzeichnet die Agentur für Arbeit anders als sonst im Sommer, einen leichten Zuwachs an Stellenmeldungen.

Dieter Groß, Operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, erklärt: „Viele Unternehmen waren während der Pandemie sehr zurückhaltend. Aktuell haben wir daher einen noch stärkeren Bedarf als sonst im Handwerk, insbesondere auch im Friseurhandwerk, im Garten- und Landschaftsbau sowie in der Logistik. Eine starke Personalnachfrage kommt auch aus den Heimen und dem Sozialwesen. In den Sommermonaten ebbt das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt in der Regel immer etwas ab und lässt die Arbeitslosigkeit, insbesondere bei den jungen Menschen, immer steigen. Das wird sich nach dem Ende der Sommerferien erfahrungsgemäß wieder rasch legen. Dann beginnen die Ausbildungen und auch die weiterführenden Schulen. Darüber hinaus bleiben frisch ausgebildete, junge Fachkräfte, die aktuell nicht übernommen werden konnten, nicht lange arbeitslos.“

Eckdaten Arbeitslosigkeit

Nachdem bereits im Juni die Arbeitslosigkeit leicht gestiegen ist, erhöht sie sich im Juli erneut. Insgesamt sind 8.858 Personen über beide Rechtskreise hinweg aktuell in Herne arbeitslos gemeldet (SGB III und SGB II). Mit Blick auf den Vormonat sind dies 437 Personen oder 5,2 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sinkt die Zahl der Arbeitslosen allerdings um 379 Personen oder 4,1 Prozent.

Die Arbeitslosenquote, bezogen auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen, beträgt im Juli 11 Prozent. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und mit insgesamt 11,5 Prozent im Juli letzten Jahres 0,5 Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr.

Jeder, der länger als ein Jahr nicht arbeitet, zählt laut Statistik zu den Langzeitarbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat hat sich die Anzahl langzeitarbeitsloser Personen um 33 weiter leicht reduziert. Aktuell gemeldet bleiben in dieser Personengruppe 3.666 Personen (SGB III und SGB II). Im Vergleich zum Juli letzten Jahres ist die Langzeitarbeitslosigkeit damit um 732 Personen (16,6 Prozent) gesunken. Die meisten Langzeitarbeitslosen – über 90 Prozent – sind in der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) gemeldet. Das sind in diesem Juli insgesamt 3.418 Personen.

Auf dem Arbeitsmarkt gelten alle Personen, die unter 25 Jahre sind, als jugendlich. Im Juli zählt die Agentur für Arbeit insgesamt 944 jugendliche Arbeitslose. Die Zahl der hier gemeldeten jungen Menschen stieg saisonal typisch im Juli erneut um 150 (18,9 Prozent). Im letzten Jahr um diese Zeit waren es noch 25 arbeitslose junge Menschen oder 2,7 Prozent weniger.

Wer über 50 Jahre ist, zählt auf dem Arbeitsmarkt zu den Älteren. In dieser Personengruppe stieg die Arbeitslosigkeit um drei Prozent oder 75 Personen im Vergleich zum Vormonat. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt hingegen auch in diesem Monat mit minus 87 Personen (3,3 Prozent) einen deutlichen Rückgang. Insgesamt sind 2.586 Personen, die 50 Jahre oder älter sind, in Herne aktuell als arbeitslos verzeichnet.

Stellenangebote und Kurzarbeit

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III - Sozialgesetzbuch III) zählt die Agentur für Arbeit im Juli 1.901 Personen. Gegenüber dem Juni sind das 129 Personen oder 7,3 Prozent mehr. Der Vorjahresvergleich weist einen Rückgang um insgesamt 217 Personen oder 10,2 Prozent auf.

In der Grundsicherung (SGB II - Sozialgesetzbuch II) verzeichnet die Agentur für Arbeit 308 Arbeitslose mehr (4,6 Prozent) als im Vormonat und 162 Personen oder 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt sind es 6.957 Personen und damit 79 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.

Insgesamt meldeten die lokalen Unternehmen und Institutionen 226 neue Stellenzugänge. Das sind 30 gemeldete Stellen (15,3 Prozent) mehr als im Vormonat. Insgesamt im Bestand befinden sich aktuell 1.167 offene Stellen, das sind 29 Stellen (2,5 Prozent) mehr als im Vormonat und 209 Stellen (21,8 Prozent) und damit gut ein Fünftel mehr als im Vorjahresmonat.

Im Juli haben fünf Betriebe mit 18 möglich betroffenen Mitarbeitern Kurzarbeit angezeigt (Vormonat). Im Jahr zuvor waren es auch fünf Betriebe, allerdings mit 14 betroffenen Mitarbeitern. Welche Unternehmen und wie viele Mitarbeiter letztendlich Kurzarbeitergeld beziehen, kann jedoch erst zeitverzögert genau ermittelt werden. Die Betriebe haben insgesamt drei Monate Zeit, angemeldete Kurzarbeit auch zu beantragen. Die Anzeige ist eine Vorhersage des Arbeitgebers. Die realisierten Zahlen werden erst durch die Anträge im Nachhinein mitgeteilt. Die vorherige Anzeige der Unternehmen bleibt jedoch dringend erforderlich und zeigt einen Trend.

Autor:

Lokalkompass Herne aus Herne

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