„Letzter Schritt vor der Tonne“
Ehrenamtliche in Herne engagieren sich beim Foodsharing

Bei einer Fridays-for-Future-Demo in Herne verteilen Laura Paweletz (l.) und Gaby Greiner gerettete Lebensmittel.  | Foto: Gaby Greiner
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Vor einigen Jahren hat Gaby Greiner (45) miterlebt, wie eine komplette Lkw-Ladung mit Lebensmitteln in einer Müllverbrennungsanlage vernichtet wurde. „Das kann ich doch noch kochen“, war ihr erster Gedanke bei diesem Anblick. Seitdem engagiert sie sich bei der Initiative Foodsharing.

Von Vera Demuth

Bei der Recherche, was man gegen Lebensmittelverschwendung machen kann, stieß Gaby Greiner auf das bundesweite Netzwerk. Seit 2015 ist sie Mitglied bei Foodsharing. 30 bis 40 Leute sind regelmäßig in Herne aktiv, um unverkaufte Waren davor zu bewahren, entsorgt zu werden. Mit dabei ist seit 2019 Laura Paweletz (29), die genau wie Greiner die Initiative als Botschafterin in Herne repräsentiert.
Zu festen Terminen holen die Foodsaver die Lebensmittel bei ihren Kooperationspartnern ab. Sieben sind es zurzeit, darunter Supermärkte und Bäckereien. Täglich nehmen sie bei den Backbetrieben mit, was nicht mehr verkauft werden kann. „Die Ware kommt für die Tafel nicht in Frage“, erklärt Paweletz. „Die Menge ist zu klein, und sie ist unverpackt.“ Bei den Supermärkten holen die Aktiven Lebensmittel ab, die beschädigt oder für den Verkauf nicht mehr schön genug sind oder deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. „Wir holen nach der Tafel ab. Die Tafel hat Vorrang“, betont Paweletz. „Es ist der letzte Schritt vor der Tonne.“

Fairteiler im Café Desaster

Die Menge der Lebensmittel schwankt. Beim Supermarkt können es pro Abholtag bis zu 30 Kilogramm sein, beim Bäcker ein bis zwei Körbe. Verwendet wird die Ware ganz individuell. „Ich gebe oft in der Familie und Nachbarschaft etwas ab“, sagt Laura Paweletz. Eine öffentliche Abgabestelle ist ein sogenannter Fairteiler, ein Kühlschrank in der Begegnungsstätte Café Desaster an der Mont-Cenis-Straße 26. Hier kann sich jeder nehmen, was er gebrauchen kann.
Und auch hineinstellen. Denn der Fairteiler bietet jedem die Möglichkeit, überzählige Lebensmittel abzugeben. „Das können Menschen sein, die jetzt in den Urlaub fahren und zum Beispiel noch gekaufte Paprika übrig haben, oder Menschen mit Schrebergarten, die Marmelade eingekocht haben“, erklärt Paweletz.

Unterstützung für die Suppenküche

Große Mengen an geretteten Lebensmitteln bringen die Foodsaver der Suppenküche, und als in den vergangenen Monaten viele Ukrainer in Flüchtlingsunterkünften untergebracht waren, haben sie auch diese unterstützt. „Die Lebensmittel sind immer unbedenklich und genießbar. Das überprüfen wir“, so Paweletz.
Als Botschafterinnen veranstalten sie und Gaby Greiner monatliche Orgatreffen der Foodsaver, verhandeln mit den Kooperationspartnern und führen neue Mitglieder ins Foodsharing ein. Zudem versuchen sie, weitere Verteilstrukturen in Herne aufzubauen. Da sich das Netzwerk als Umweltinitiative versteht, wird Wert darauf gelegt, dass die Wege beim Abholen und Verteilen nicht zu weit sind. Paweletz hofft daher, dass künftig auch Fairteiler in Wanne und Sodingen aufgestellt werden können.
Die 29-Jährige kritisiert, dass viele Lebensmittel weggeworfen werden. Dies sei eine Verschwendung von Arbeitskraft und Ressourcen. Hierüber und zum Beispiel über das Mindesthaltbarkeitsdatum klären die Foodsaver an Infoständen auf. Laura Paweletz würde sich zudem wünschen, dass es in Schulen mehr Bildung zum Thema Lebensmittel gäbe.

Kontakt aufnehmen

Wer Mitglied der Initiative Foodsharing werden möchte, kann sich unter foodsharing.de informieren und registrieren oder sich per E-Mail an herne@foodsharing.network direkt an Laura Paweletz und Gaby Greiner wenden.

Bei einer Fridays-for-Future-Demo in Herne verteilen Laura Paweletz (l.) und Gaby Greiner gerettete Lebensmittel.  | Foto: Gaby Greiner
Bevor Lebensmittel auf den Müll kommen, werden sie gerettet – in diesem Fall rund 240 Kartons mit Baguette-Sticks. Seit einigen Jahren gibt es auch in Herne die Initiative Foodsharing. Zu den Aktiven zählt Gaby Greiner (l.), die hier Hilfe von Aynur Ustahüseyin aus Bochum bekommt. | Foto: Gaby Greiner
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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