Wirtschaft zum Anfassen / Schüler gründen Firmen
Keine Frauen in den Vorstands-Etagen? Am Pestalozzi-Gymnasium jedenfalls Fehlanzeige: Zwei junge Damen leiten dort zwei Firmen. Ein Jahr lang haben Andrea Sladek und Daniela Gutt im Unterricht die Theorie gebüffelt, jetzt können sie in einem weiteren Jahr zeigen, ob sie sich im rauen Wirtschaftsleben behaupten können. Natürlich nicht alleine, sondern mit ihren „Angestellten“, sprich Mitschülerinnen und Mitschülern, die alle Stufen der Unternehmens-Hierarchie besetzen.
Bloges und Flower Adventure. Zwei neue Unternehmen haben den Geschäftsbetrieb aufgenommen. Eigentlich nichts Besonderes, wären da nicht die Mitarbeiter. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Produktionsmitarbeiter: Alle sind Schülerinnen und Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums.
Wer jetzt meint, die Schüler sollten sich lieber im Unterricht anstrengen, statt am Erwerbsleben teilzunehmen, der ist auf der falschen Spur. Was die jungen Leute hier tun, ist Schule im besten Sinne. „Hier wird das Gelernte in der Praxis angewendet“, sagt Lehrer Matthias Rösler, der gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Mayr das Projekt betreut. Wobei sich beide im Hintergrund halten. Das Sagen haben die Schülerinnen und Schüler. Eine Geschäfts-idee musste gefunden, Produktion und Vermarktung organisiert werden. Alles wie im richtigen Wirtschaftsleben. Einzige Ausnahme: Die neuen Unternehmen werden nur exakt ein Jahr am Markt sein. So sieht es das bundeweite Projekt „Junior“ vor, das vom Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft ins Leben gerufen wurde, um Schüler an wirtschaftliches Denken heranzuführen.
Für Experimentierkästen als Produkt haben sich die Pestalozzi-Schüler entschieden. Mit einem „Mathe-Kasten“, der das dreidimensionale Denken bei der Berechnung von Kegeln, Kugeln oder Pyramiden fördern soll, kommt „Bloges“ auf den Markt. „Als Kunden wollen wir Schüler im Alter von 11 bis 16 Jahren gewinnen“, erklärt Vorstandsvorsitzende Andrea Sladek, die gerne verrät, was sich hinter dem Firmennamen verbirgt: „Berechnen, Lernen, Organisieren, Ganz Einfach Schaffen“. Für die Herstellung der Holzkörper ihres Kastens haben die Bloges-Leute die Werkstatt für Behinderte ins Boot geholt. An Kindergärten und Grundschulen richtet sich das Angebot von „Flower@d“. „Mit elf spannenden Versuchen möchten wir viele Kinder für Pflanzen begeistern“, erklärt Daniela Gutt. „Und möglichst großen Gewinn erzielen“, fügt die „Flower-Adventure“-Chefin hinzu. Denn so läuft Wirtschaft!
Beide Firmen haben inzwischen einen Großteil ihrer Aktien unter die Leute gebracht, die nun auf eine gute Dividende hoffen. Bevor es soweit ist, müssen die Kästen ihre Käufer finden. Wer Interesse hat, sollte auf die jeweilige Homepage schauen: www.bloges.kilu.de und www.flowad.de.
Autor:Rainer Rüsing aus Herne |
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