Wenn Chantal den "Böschungsbrand" löscht

Besonders attraktive Helferinnen hatte Florian Gaertig von der Freiwilligen Feuerwehr, als Joyce (Mitte) und Chantal bei der Übung Hand anlegten. Alle Fotos: Detlef Erler
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  • Besonders attraktive Helferinnen hatte Florian Gaertig von der Freiwilligen Feuerwehr, als Joyce (Mitte) und Chantal bei der Übung Hand anlegten. Alle Fotos: Detlef Erler
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„Das ist gar nicht so schwer“, freut sich Chantal, als sie das Strahlrohr begeistert auf einen „Böschungsbrand“ richtet. Notfalls hätte die Schülerin des Pestalozzi-Gymnasiums 1600 Liter Wasser und noch 200 Liter Schaum zur Verfügung – so viel passt in das Einsatzfahrzeug.

Der „Böschungsbrand“ ist natürlich nicht echt, sondern eine Übung der Herner Freiwilligen Feuerwehr. Chantal, Joyce, Julian und Timor nehmen als Gäste daran teil, denn sie gehören zur „Arbeitsgemeinschaft Ehrenamt“ ihres Gymnasiums. In kleinen Gruppen erkunden die Schüler der Klassen zehn bis zwölf seit April, was engagierte Menschen leisten, ohne einen Cent dafür zu verlangen.

Denise Roth (27), die an der Schule Englisch und Biologie unterrichtet, hat die Idee zu dem Projekt entwickelt. „Ich bin darauf gekommen, weil ich selbst einige Zeit ehrenamtlich tätig war und in Quito (Ecuador) Straßenkinder betreut habe.“

Mindestens zwei bis drei Stunden pro Woche sind insgesamt sieben Schüler seitdem unterwegs, um sich kundig zu machen – und auch selbst Hand anzulegen: „Wir haben mit BUND-Aktiven einen Teich von Algen befreit und Wildbienennester gebaut, im Altersheim Wäsche gefaltet und mit den Bewohnern um Bingo-Ruhm gekämpft. Beim ASB haben wir Essen verteilt und in der ‚Oase‘ mit Kindern Basketball und Brennball gespielt“, berichtet Joyce.

Und jetzt die Löscharbeiten. Jürgen Schomäker, Sprecher der Herner Freiwilligen Feuerwehr und Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes sowie Christian Hunger, Zugführer des Löschzugs Baukau, freuen sich sehr über den Besuch der Gymnasiasten. „Schließlich ist das auch eine Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen.“ Im Moment gehören 15 Frauen und 198 Männer zum Team der Freiwilligen. Aber es könnten gut und gerne mehr sein.
Hunger wendet etwa fünf Stunden pro Woche dafür auf, unentgeltlich bei der Feuerwehr Dienst zu tun – auch mal nachts um drei. Man kann sich die Brände nicht aussuchen. „Ich bin über meinen Vater zu dieser Aufgabe gekommen. Mich faszinieren Technik und Kameradschaft – und ein bisschen auch das Abenteuer“, sagt er lächelnd, nachdem er den Schülern den Unterschied zwischen C-Rohr (200 Liter Wasser pro Minute) und B-Rohr (600 Liter pro Minute) erklärt hat.

Es mag sein, dass die Pestalozzi-Gymnasiasten nicht unbedingt das Feuerwehr-Team verstärken, aber deutliche Spuren hat die Arbeitsgemeinschaft trotzdem hinterlassen: Julian möchte Soziale Arbeit studieren, Colleen (die beim Löschen nicht dabei war) will im Circus Schnick-Schnack als Übungsleiterin mitmachen. Chantal, die schon vorher ehrenamtlich in einem Jugendzentrum gearbeitet hat, möchte „in den Bereich Pädagogik gehen“. Joyce hat sich mit einer Seniorin angefreundet, die sie im Altersheim kennengelernt hat.

Das ehrgeizige Projekt, das Denise Roth angestoßen hat, trägt offenbar bereits Früchte. So weckt man wohl realistisches und ehrliches Interesse an ehrenamtlicher Arbeit. Am 12. Juli wollen die AG-Teilnehmer ihre Erfahrungen mit einer Poster-Präsentation für alle Pestalozzi-Schüler zugänglich machen. Vielleicht geben sie damit ja entscheidende Impulse . . .

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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