Warum nicht Afrika?
„Immer wollen alle nur nach Amerika, Australien oder England“, wundert sich Sabrina Kimmeskamp über die bevorzugten Ziele gleichaltriger junger Menschen. Sie hat sich für Afrika entschieden. Sieben Monate arbeitete sie in einem Krankenhaus in Ghana.
Die Hernerin hat es nicht bereut, in ein Entwicklungsland zu gehen. Hier wird man gebraucht, stellt sie schnell fest. Ein Kulturschock ist es schon. Kaum ist der Flieger in Accra gelandet, ihrem Arbeitsort und zugleich Hauptstadt des west-afrikanischen Staates, erwarten sie holprige Straßen, kann sie Frauen mit Kindern auf dem Rücken und Gepäck auf dem Kopf tragend beobachten. Fremdartig zwar, aber bald nichts Besonderes mehr. Schnell hat die Abiturientin aus dem Ruhrgebiet sich eingelebt, wobei ihr die nette Gastmutter hilft und natürlich der Job.
Die junge Frau ist schließlich nicht als Touristin ins Land gekommen. Im Krankenhaus – mit unseren modernen Kliniken kaum zu vergleichen – wird sie mit offenen Armen empfangen. Hilfe kann man gut gebrauchen. Bald darf sie Blut abnehmen, impfen und sogar Infusionen legen. „In Deutschland wäre das natürlich undenkbar“, lacht Sabrina Kimmeskamp, die gerne einmal Medizin studieren möchte, doch momentan noch am Numerus Clausus scheitert. „Nur“ 1,8 war ihr Notendurchschnitt im Abi auf der Gesamtschule Wanne-Eickel.
Von dort hatte sie übrigens einen Brief im Gepäck. Der kommt von Lehrerin Edith Grams und ist für ihr afrikanisches Patenkind bestimmt. Keine Frage, dass ein Besuch dort für Sabrina eine liebe Pflicht ist. Drei Stunden geht‘s mit einem klapprigen Gefährt nach Makesim , wo Elizabeth mit ihrer Familie lebt.
Die 15-Jährige ist eine gute Schülerin und möchte einmal Krankenschwester werden. Ohne die Hilfe der Lehrerin aus Herne wäre es ihm nicht möglich gewesen, seine Tochter so lange auf die Schule zu schicken, bittet der Vater Sabrina, Dank und Grüße auszurichten.
Im Dorf wird sie herumgereicht, schaut sich die neue Schule für 850 Kinder an und ist überrascht, wie ordentlich dort alles ist. Was ihr fehlt ist Zeit, sich länger mit dem Patenkind ihrer Lehrerin und den Eltern zu unterhalten. „Ich komme wieder“, steht für sie fest. „Leider sollte es nicht klappen“, bedauert Sabrina. Mit einem „schrottigen“ Sammeltaxi, einem „Tro Tro“, macht sie sich auf den Weg. Doch das Dorf habe man einfach nicht mehr wiedergefunden. So ist das halt in Afrika.
Safari ist für die 20-Jährige angesagt, bevor es wieder ans Kofferpacken geht. Mit ihrem Freund, der für drei Wochen auf Besuch gekommen ist, stehen die Schönheiten Ghanas auf dem Programm: Herrliche Landschaften und exotische Tiere, sogar Elefanten bekommen sie vor die Kamera.
Unvergessliche Eindrücke nimmt sie mit nach Hause, aber auch viele traurige Erinnerungen an Menschen, oft an Aids erkrankt, denen sie beim Sterben zusehen musste. An Medikamente, die dringend gebraucht, aber nicht zu bekommen waren...
Trotzdem: Sabrina Kimmeskamp würde wieder nach Afrika fahren und anderen jungen Menschen raten, es ihr gleich zu tun. Ihr Rat: „Wer Lust dazu hat, kann sich an die Organisation ‚Projects Abroad‘ wenden, findet man im Internet.“
Autor:Rainer Rüsing aus Herne |
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