Vom Baum zurück auf den Ladentisch?

“ Meiner Frau war die Uhr zu teuer und unsportlich, also haben wir sie umgetauscht und eine neue zusammen ausgesucht“. Horst Gehlhaar lacht, als wir ihn auf das Thema „misslungene Weihnachtsgeschenke“ ansprechen. Der Herner, der schon seit 30 Jahren mit seiner Frau verheiratet ist, ist einer von vielen, dessen Weihnachtsgeschenk “verunglückt“ ist. Seiner Frau war die Uhr schlichtweg „zu teuer und zu unsportlich“ . Aber nach drei Jahrzehnten der Ehe, war es keinem von beiden unangenehm die Uhr umzutauschen und eine andere auszusuchen. Horst Gehlhaar nimmt die gescheiterte Überraschung jedoch mit Humor. „Meine Frau und ich wussten, dass es nichts werden kann, wenn ich alleine losziehe“, schmunzelte er.
Was von ihm und seiner Frau als normal und sogar ein bisschen lustig betrachtet wird, stellt für viele Leute ein großes Problem dar.
Wir befragten Judith Kahl zu diesem Thema. „Ich würde die Person wahrscheinlich nicht auf das Geschenk ansprechen, da ich niemanden aus meiner Familie oder meinem Freundeskreis kränken oder verletzen will. Ich bewahre die Sachen einfach auf – irgendwann werde ich auch zunächst ungewollte Geschenke gebrauchen können“, sagte sie uns mit einem Lächeln. Genauso sieht es Matthias Ahmed. Der junge Mann ist mit seinem Weihnachtsgeschenk, einer neuen Uhr, voll und ganz zufrieden. Doch selbst wenn es ihm nicht gefallen hätte, würde er sein Geschenk weder umtauschen, noch weiter verschenken. „ Aus Höflichkeit dem Käufer gegenüber“ , sagte er uns.
Zuletzt sprachen wir mit Ralf und Birgit May über Ehrlichkeit und Höflichkeit in Bezug auf Geschenke und Überraschungen. Das Ehepaar hätte „kein Problem damit, dem Partner die Wahrheit zu sagen und gemeinsam nach etwas neuem zu suchen“.

Auch wenn die Meinungen bei unserer Umfrage auseinander gingen, so waren sich alle befragten Herner einig: „Es ist immer wieder schön zu schenken und beschenkt zu werden!“

Lennart Bargel