Und dann wird man vom Trecker überfahren
„Mein Papa fährt prima Auto, wenn er was getrunken hat, aber meine Mama kann‘s überhaupt nicht.“ Wahrheit aus Kindermund, gelassen geäußert während einer Veranstaltung zur Sucht-Prävention. Über deren Notwendigkeit muss man nun wahrlich nicht mehr streiten.
Sechstklässler des Otto-Hahn-Gymnasiums hocken im Jugendzentrum „Die Wache“ auf roten Stühlen und schreiben auf kleine, gelbe Kärtchen, welche Süchte sie kennen. Da kommt viel zusammen: fresssüchtig, kaufsüchtig, putzsüchtig, fernsehsüchtig, naschsüchtig, nikotinsüchtig, internetsüchtig und eben: alkoholsüchtig.
„Das ist, wenn man nicht mehr ohne kann und schon auf der Arbeit mit dem Trinken anfängt“, stellt Jörg (Name geändert) fest, „und wenn man die Flaschen versteckt.“ Dirk ergänzt, etwas herzlos: „Man fällt benebelt auf die Straße und dann überfährt einen ein Trecker.“ „Man riecht nicht gut“, merkt Rainer an.
Claudia Apel (Präventionsfachkraft) und Willi Karasch (städtischer Jugendschützer) tasten sich mit den Sechstklässlern an die Suchtprobleme heran. „Lustig geht auch ohne Alkohol“, versichern sie und versuchen, Alternativen aufzuzeigen: Jugendzentren, Sportvereine, Jugendgruppen, Spiele oder gar Kletter-Erlebnisse. Dabei entstehen Freundschaften und Team-Geist – das ist viel besser als gemeinschaftliches „Schnüffeln“, das die Gehirnzellen schädigt.
Ausgespart wird keine Sucht, auch nicht die nach Arbeit. „Man macht dauernd Überstunden und hat keine Hobbys“, sagt Thomas. „Die schaffen das nicht mehr, aufzuhören, halten sich für unersetzbar“, wirft Dennis ein.
Die Sucht-Prävention ist ein Musterbeispiel für gute Teamarbeit. Beteiligt sind Jugend-, Konflikt- und Drogenberatung , Gesellschaft zur Förderung der Jugend- und Suchtkranken-Hilfe (Kadesch), Die Wache bzw. die Stadt Herne.
„Wir machen sechste, siebte und achte Klassen auf Sucht-Probleme aufmerksam“, sagt Claudia Apel, „kümmern uns bereits in den Grundschulen um Medienkompetenz, damit die Jungen und Mädchen nicht Internet- oder Facebook-abhängig werden.“
Doch auch die Eltern vergisst man natürlich nicht. „Was kann ich tun, damit mein Kind nicht abhängig wird?“ Dieser Frage geht eine Elternschulung am Montag, 5. März, 18 Uhr, in der „Fachstelle für Suchtprävention“ nach (Hauptstraße 94).
Anmelden können sich Mütter und Väter unter 02325/38 92 oder per Mail: apel@kadesch.de
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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