Stewardess als "Notrutsche"
Auf fast nichts kann man sich heute noch verlassen; aber es gibt eine Ausnahme: den begnadeten Unterhalter Jürgen von der Lippe. Er trägt immer noch seine kreischend bunten Hawaii-Hemden (ich will auch eins!), er bleibt nach wie vor in Teilen seines Redeschwalls politisch inkorrekt (diesen dusseligen Langweiler-Begriff gab es vor 15 Jahren noch gar nicht), und er scheint immer noch – Freud wird es freuen – anal fixiert zu sein. Damit füllte er zwei Mal schwerelos das Herner Kulturzentrum.
„Wie nennt man eine hässliche Stewardess?“ – „Notrutsche.“ „Wer kann in einer Pfütze kraulen?“ – „Maffay.“ Wenn der verwirrte Hahn die Gänse jagt, jodelt der Jürgen, auch wenn er kurz danach verhungert, weil er die PIN für seinen Kühlschrank vergessen hat. Da nützt es auch nichts, dass sein Bottroper Opa im Krieg „Schlamm aus den Panzerketten gefressen hat“.
Jürgen liebt es, wenn sich ein Priester mit seinem evangelischen Kollegen dessen Frau teilt. Aber Kinder liebt er nicht: „Ich habe dich gezeugt, ich kann dich auch töten“, versichert er und raunzt: „Der Herr schenkt uns Kinder, damit wir den Tod nicht als so schlimm empfinden.“
Weil der Entertainer ohne Frau eine Neurose erleidet, mit Frau aber eine Depression, setzt er stattdessen singend auf Spreewaldgurken, kongenial begleitet von den Musikern Mario Hené (Midi-Gitarre) und Wolfgang Herder (Keyboards). Wo sind die sauren Leckerchen bloß hin? Da vermag ein „Berliner Arbeitsloser“ in Lederjacke selbst als krächzender und stimmlich aufstoßender Grönemeyer keine Antwort zu geben. Kein Wunder, Gröni konnte noch nie singen, sein Hymnen-Geheul an die Ruhr ist Körperverletzung!
Auch Jürgen wird älter, da ist das Seniorenheim ein Thema, der „Rock’n’Rollator“ rast durch die Gänge, direkt zu Frau Schubert, die macht’s halt so gut, die hat nämlich Parkinson (Detail-Auskünfte dazu erteilt die Redaktion nur auf telefonische Anfrage mit Altersangabe, denn wir sind eine Familienzeitung).
Medizinisch inkorrekt blubbert Jürgen über die Themen Alkohol und Rauchen hinweg. Beides liebt er, eines davon gab er auf. Wahrscheinlich auf Druck seiner Frau. Die ist ja Lehrerin. Harmlos soll es enden mit „Tut, tut, tut – wozu ist die Hupe gut?“, denn das erinnert so herzerfrischend an Guildo Horns: „(Piep, piep, piep) – Guildo hat Euch lieb“. Jürgen hat uns auch lieb, der kommt, wieder und wieder. . .
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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