Nestwärme gibt's gratis

Alle Fotos: Detlef Erler
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Die kleine Hatice hält ganz still: Sie bekommt gerade ein Tages-Make-up. Wimperntusche, Lidstrich und Lidschatten sind schon aufgetragen, jetzt stehen Lippenkontur und Lipgloss auf dem Plan. Zwei Kosmetikerinnen von „la bellezza“ sind zu Besuch.

Hatice sitzt aber nicht im Kosmetik-Studio; sie besucht regelmäßig die Oase, einen Ort für Kinder aus Familien, denen es nicht gut geht, die zu wenig Geld haben, die nicht den Halt bieten können, den Kinder brauchen. „Einige Jungen und Mädchen werden morgens buchstäblich aus der Wohung geworfen und dürfen erst am späten Abend wieder heimkommen“, berichtet Susanne Wolf, Leiterin der Schuldnerberatung, aus der die Oase hervorging.
Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 16 Jahren bietet die mit Hilfe von Spenden finanzierte Oase eine Zufluchtsstätte, die die Eltern nicht ersetzen, aber ergänzen möchte. Rund 35 ehrenamtliche Helfer versorgen die jungen Gäste mit gesunden Mahlzeiten. Gemüse und Salat kommen auf den Tisch, aber auch Nudeln, Kartoffelsalat, Würstchen, Frikadellen, Pfannkuchen, Putenge-schnetzeltes oder Auflauf.
Satt und zufrieden, so lassen sich die Hausaufgaben noch besser erledigen. „Einige machen sie ganz normal, andere brauchen ständig Hilfe“, stellt Susanne Habicht fest, die mit Heidrun Broszies die Herner Oase leitet. In Wanne-Eickel teilen sich Claudia Frowein und Susanne Grollmann diese Aufgabe.
Nach der Arbeit kommt das Spiel, denn der Körper will in Bewegung gebracht sein: Billard, Kicker, Tischtennis und Air-Hockey stehen zur Auswahl. Der pensionierte Pfarrer Erhard Nierstenhöfer kümmert sich darum, denn „er verträgt den Krach am besten“, sagt Susanne Habicht lächelnd. An wärmeren Tagen lockt das Außengelände mit Trampolin, Reifen, Seilen, Ballspielen und Kricket zum Toben.
Aufsicht im PC-Raum führt Siegfried Gretza. Er hilft auch, wenn jemand etwas für die Hausaufgaben nachschauen möchte.
„Erst wollte ich was mit Tieren machen“, verrät Janine Gründlers, „aber meine Klassenlehrerin hat mich ,umgepolt‘ auf Kinder.“ Jetzt absolviert die 20-Jährige einen Teil ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in der Oase. Sie bastelt mit ihren jungen Gästen. „Zu Hause verfügen einige nicht mal über Schere und Buntstifte.“ Janine überlegt sich gerade, auch einen Tanzkurs anzubieten. „Täglich kommen zwischen sechs und 16 Kinder. Es werden mehr, wenn die Temperaturen sinken“, hat Susanne Wolf erfahren. „Sie brauchen nur ihre Vornamen zu nennen. Wir möchten lediglich wissen, welche Schule sie besuchen. Es gibt Jungen und Mädchen, die sind seit fünf Jahren zwei Mal in der Woche bei uns.“
Und sie wollen eben nicht nur spielen, essen und Hausausgaben machen. „Sie möchten auch mal in den Arm genommen werden, suchen Nähe, brauchen eine Schulter zum Anlehnen und Streicheleinheiten für die Seele“, wissen die ehrenamtlichen Helfer. Und das bekommen sie in der Oase.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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