"Mensch Heinz" macht Mut!
„Als ich vieles über Parkinson gelesen hatte – irgendwann wollte ich nicht noch mehr wissen – wusste ich, was hier das ,Licht am Ende des Tunnels‘ ist. Es ist der Zug, der von dort auf mich zu kommt.“
Starke Worte in einem ungewöhnlichen Werk: „Mensch Heinz“ heißt das Buch, das der Wanne-Eickeler Heinz Grieger geschrieben hat. Vielleicht als eine Art Therapie gegen seine Parkinson-Erkrankung, die im Jahr 2010 festgestellt wurde, die er aber schon seit 2007 „gespürt“ hat.
Die Krankheit beschreibt Grieger so: „Dein Kopf schickt nicht mehr genügend Impulse dahin, wo sie hingehören. Weniger lustig wird es, wenn du deine Zahnbürste mit der linken Hand in eine andere Stellung in deiner rechten Hand drehen musst, weil die das eben nicht mehr macht, auch wenn du noch so gerne willst.“
Das Zittern, typisch für Parkinson, ist bei Grieger weg, weil er auf „seine“ Medikamenten-Dosis eingestellt ist. Es ist nicht alles Gold: „Allerdings folgten eine Gewichtsabnahme bis unter 62 Kilo (von 70) völlige Kraftlosigkeit, absolute Konditionsschwäche und – wer hätte das gedacht – Depressionen!“
„Einen Kasten Bier kann ich nicht mehr heben“, sagt er, „und im Treppenhaus geht mir im zweiten Stock die Luft aus.“
Weitere Symptome von Parkinson, einer langsam fortschreitenden, neurologischen Erkrankung, sind neben dem Muskelzittern: Muskelstarre, verlangsamte Bewegungen bis zur Bewegungslosigkeit und Haltungsinstabilität.
Heinz Grieger, der mit seinem Buch „ein paar armen Teufeln Mut machen möchte“, ist 53 Jahre alt, zu 50 Prozent schwerbeschädigt und in einer Auffanggesellschaft, seit er im März 2012 bei Opel in Bochum aufgehört hat. Er hat die Rente beantragt.
Während einer Kur kam ihm die Idee, Geschichten, die er schon öfter Verwandten, Bekannten und Arbeitskollegen erzählt hatte, einfach mal aufzuschreiben.
Es geht in dem Buch „Mensch Heinz“, das im Eigenverlag erschienen ist, längst nicht nur um Parkinson, sondern auch um Männerfreundschaft, die Reeperbahn, eine Meerjungfrau, den „Waffenschein für meine Klappe“ oder „Baden mit dem gewissen Etwas“. Heinz Grieger beschreibt die Geburt seiner Tochter Linda (heute 21) ebenso wie seine Lust, den Motorradführerschein zu machen, als er 18 war. Apropos Motorrad: Seit 33 Jahren hält er seiner Kawasaki Z 1000, Baujahr 1979, die Treue, die er längst „auf den aktuellen technischen Stand“ gebracht hat. „Fahren kann ich sie nur noch an guten Tagen.“ Zum Zahlen-Vergleich: Mit seiner Ehefrau Monika (54) ist er seit 30 Jahren zusammen.
Linda und Monika sind „ein bisschen stolz auf ihn“, seit er sein Buch herausgebracht hat, von dessen 100 Exemplaren er in vier Monaten 98 verkauft hat. Volker Ahrens, ein Freund, den er vor 13 Jahren an der Ostsee kennengelernt hat, besorgte das Layout. Grieger selbst steuerte neben den Texten auch Zeichnungen bei. Die nächsten 100 Exemplare sind bereits gesichert, die Barmer GEK finanziert sie. Die Krankenkasse organisiert Lesungen mit Heinz Grieger.
Er liest gerne vor, wenn er nicht gerade malt, denn auch Bilder helfen ihm, seine Krankheit auszuhalten. „Ich wähle Leuchttürme, Strandkörbe, Sonnenblumen, Tiere und Bauwerke als Motive – auch den ,Krummen Hund‘ in Wanne-Eickel habe ich verewigt.“ Grieger malt nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch mit anderen Parkinson-Kranken, „um ihnen zu zeigen, dass es weitergeht“. Und das kann der Mann aus Wanne-Eickel richtig gut!
Kontakt: Tel. 02325/72899, Mail: heinz-grieger@web.de
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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