Engel und Abführmittel
Von Abführmittel bis Zyste reicht der „Wortschatz Gesundheit“ im „Sprach- und Integrationsbuch“ für türkische Patienten im Evangelischen Krankenhaus Herne. Damit man sich gegenseitig besser versteht, werden in Zukunft 10.000 Exemplare des 322-seitigen Buches in der Klinik verteilt.
Rund 15 Prozent der Patienten im EvK sind türkischstämmig – das sind etwa 2400 im Jahr. Ungefähr die Hälfte von ihnen ist nicht in der Lage, ihre gesundheitlichen Probleme auf Deutsch auszudrücken. Das führt mitunter dazu, dass die Kranken sich nicht trauen, bei Schmerzen, Übelkeit oder anderen Bedürfnissen einen Arzt oder eine Pflegekraft anzusprechen.
Das Sprach- und Integrationsbuch, verfasst von dem Bochum Dolmetscher, Übersetzer und Sprachlehrer Ethem Yilmaz, behandelt zwar Gesundheit als Schwerpunktthema – ist aber eigentlich ein Grundkurs, der zeigt, wie Deutschland tickt. In zahlreichen Kapiteln handelt der kundige Autor – meist zweisprachig – unter anderem folgende Themen ab: Sozialkontakte, Mobilität, Einkaufen, Dienstleistungen, Umwelt, Ämter und Behörden sowie Schule, Studium und Beruf.
Es gibt zudem allgemeine Informationen über Deutschland, die über Geografie und Nationalhymne bis zur Wiedervereinigung und zur Parteienlandschaft reichen. „Worte für das Zusammenleben“ erleichtern den wechselseitigen Kontakt, und die „Bedeutung der türkischen Namen“ kann Aufschluss über Wesensmerkmale bieten. So ist etwa Melek (weiblich) ein „Engel, mit einem guten Charakter“ und Yildirim (männlich) ein „Blitz, Blitzschlag“.
Finanziert haben das Buch: Umweltbundesamt, Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) sowie der Evangelische Verbund Ruhr.
Beim EvK ist die Publikation konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges, die besonderen Bedürfnisse türkischer Patienten zu berücksichtigen.
So gibt es eine ganze Reihe von „heimischen“ Lebensmitteln wie Ayran oder Fladenbrot und eine Speisekarte auf Türkisch. Für die muslimischen Patienten steht zudem ein Gebetsraum offen.
In den Pflegeleitlinien hat man festgelegt, welche besonderen Aspekte bei muslimischen Patienten zu berücksichtigen sind. Das betrifft das Thema Scham ebenso wie den Umgang mit Sterbenden oder Verstorbenen.
Wichtiges Bindeglied ist auch die „Grüne Dame“ Fatma Tügen. Die Muslima ist ehrenamtlich im Besuchsdienst des EvK unterwegs und willkommene Ansprechpartnerin bei türkischen Patienten, wenn es irgendwo „hakt“.
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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