Die Winzer von Holsterhausen
Nein, wir sind nicht am Rhein oder der Mosel, sondern im Garten Nummer 83 des Kleingartenvereins Holsterhausen. Wer hätte gedacht, dass hier kundige Winzer am Werke sind, die einen feinen Rotwein kreieren?!
Ingrid Zajonz und ihr Lebensgefährte Helmut Krahn haben drei Tage lang rote Trauben gepflückt. „Die Rebsorte heißt Ajax. Sie stammt aus dem südlichen Ex-Jugoslawien“, erklären die beiden. „Sie ist sehr resistent, zum Beispiel gegen Mehltau.“
Nach dem Ernten beginnt ein langer Prozess, der vor allem Ruhe und fachmännisches Wissen erfordert.
Ingrid Zajonz erzählt mit Begeisterung: „Zuerst setzen wir die Maische aus zerquetschten Trauben und Anti-Geliermittel an. Sie steht rund eine Woche, dann keltern wir, und der Saft wird ausgepresst.“
Dem Saft setzen die beiden Hefe zu, die ihn zum Vergären bringt. „Das muss blubbern“, sagt Ingrid Zajonz lächelnd. Etwa zwei Wochen bleibt die Flüssigkeit in 25-Liter-Flaschen, die man ab und zu schwenken muss. Schließlich ist Filtern angesagt, um die Trübstoffe herauszubekommen.
Bis Weihnachten sollte der sich entwickelnde Wein etwa 70 bis 75 Oechsle haben – „sonst setzen wir Zucker zu“. Wir machen uns kundig und erfahren: Oechsle ist eine Maßeinheit für das Mostgewicht des unvergorenen Traubensaftes. Dieses Gewicht ist ein wichtiges Qualitätskriterium von Wein. Es basiert auf der Dichte des Mostes.
„Um die Festtage herum könnten wir unseren Roten auf Flaschen abfüllen“, gibt Ingrid Zajonz zu verstehen. „Um die 50 Liter dürften es dieses Mal werden, sonst waren es in der Regel 15 bis 20.“ Ein Grund zur Freude!
Und dann kommt ein dickes Kopliment an den Lebensgefährten: „Wenn ich Helmut Krahn nicht hätte, könnte ich das alles nicht schaffen!“ Schließlich betätigen sich die beiden schon seit 1991 als Winzer: „Damals habe ich die Trauben noch mit den nackten Füßen zerquetscht“, erinnert sich Ingrid Zajonz.
Auch nach so langer Zeit probiert sie immer wieder etwas Neues aus: „Wir haben jetzt einen Stock Dornfelder, aber der trug in diesem Jahr nur vier Trauben. Das reicht nicht.“ Vielleicht nicht jetzt, aber es besteht Grund zur Hoffnung, denn nächstes Jahr kann das schon ganz anders aussehen. Zum Wohl!
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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