Die Bienen fliegen wieder / Im Winter haben sie sich gegenseitig gewärmt
Die Sträucher blühen (die Allergiker haben es längst gemerkt) und auch die Bienen haben den Stock verlassen und erste Flüge unternommen.
Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken gemacht, was die fleißigen Honigsammler im Winter gemacht, wie sie Eis, Schnee und tiefe Temperaturen überlebt haben?
Da ist es sicher eine Überraschung zu erfahren, dass es im Bienenstock eigentlich schön warm ist. „Die Temperatur dort liegt bei etwa 25 Grad Celsius.“, sagt Ferdinand Laufenberg, 1. Vorsitzender des Herner Imkervereins und erklärt auch gleich, warum das so ist: „Mit den absinkenden Temperaturen im Herbst wird der Bienenflug eingestellt, die Tiere sammeln sich um ihre Königin und bilden eine Wintertraube, etwa in Form einer Kokosnuss. Die außen sitzenden Bienen sorgen für eine wärmeerhaltende Schicht, bis die Abkühlung etwa 7 Grad beträgt. Die Außenbienen wechseln dann in das Innere der Traube, während andere ihren Platz einnehmen. Aus den im Sommer angelegten Vorräten wird Nahrung aufgenommen.“ So ist ständig Bewegung in der Wintertraube des Bienenvolkes. „Es gibt also keine Ruhe und keinen Winterschlaf“, räumt Laufenberg mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf.
Der Imker rät, Störungen von außen zu vermeiden, da sonst die Bienen nach den Ursachen suchen, sich von der Wintertraube lösen und erfrieren. Allerdings sind nach starkem Schneefall zusätzliche Kontrollgänge notwendig, um die Fluglöcher frei zu halten, denn auch Bienen brauchen Luft zum Atmen.
Das sollte natürlich der Imker machen und nicht ein Vertreter aus dem Tierreich. „In der letzten Zeit hacken immer wieder Spechte die Bienenhäuser auf“, sagt Laufenberg, der seine Stöcke mit Netzen schützt.
Jetzt, bei Temperaturen über 10 Grad verlassen die Bienen ihren Stock für sogenannte Reinigungsflüge, bei der sie ihre Kotblase leeren. Wahrscheinlich hat auch die Königin schon „ihren Job“ gemacht. Laufenberg rechnet damit, dass Anfang März der erste Nachwuchs schlüpft.
Die Imker selbst haben sich den Winter über Zeit genommen, ihre Gerätschaften wieder auf Vordermann zu bringen und zu ergänzen. Dazu gehört auch die Durchsicht des Wabenbestandes und der im Laufe des Sommers angelegten Aufzeichnungen über die einzelnen Bienenvölker.
Gartenbesitzer und Naturfreunde können sich also bald wieder über den Besuch der fleißigen Pflanzenbestäuber und Honigsammler freuen.
„Den Völkern geht es gut“, freut sich der Vorsitzende des Imkervereins. Noch zu gut ist ihm und den anderen Imkern der Stadt das katastrophale Bienensterben im Winter 2009/2010 in Erinnerung, den 60 bis 70 Prozent der Völker nicht überlebt hatten.
Autor:Rainer Rüsing aus Herne |
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