Der Einkaufswagen als Schlafplatz

Wollen über die Situation obdachloser Jugendlicher informieren (v. li.): Frank Köhler (Geschäftsführer GFS) sowie die Projektteilnehmer Satta und Dennis. Foto: Detlef Erler
  • Wollen über die Situation obdachloser Jugendlicher informieren (v. li.): Frank Köhler (Geschäftsführer GFS) sowie die Projektteilnehmer Satta und Dennis. Foto: Detlef Erler
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Wir machen uns um viele Kleinigkeiten Gedanken. Doch was ist, wenn die erste Sorge der Frage gilt, wo man einem Platz zum Schlafen findet oder wie man etwas zu essen bekommt?

In einer Fotoausstellung, die bis zum Start der Herbstferien im Foyer des Kulturzentrums (vor der Bibliothek) zu sehen ist, haben acht junge Herner ihre Lebenswelt dokumentiert. Sie sind Teilnehmer eines Projektes für obdachlose Jugendliche, in dessen Rahmen die Gesellschaft für freie Sozialarbeit (GFS) und die Stadt Notschlafstellen und Jugendwohngruppen eingerichtet haben.

„Wir wollen so noch einmal auf das Problem aufmerksam machen“, verdeutlicht Gisbert Luig von der GFS. Auch für ihn hielten die Bilder noch Überraschungen parat, obwohl er seit 20 Jahren mit jungen Menschen arbeitet. „Man hat die Vorstellung, dass Obdachlose zum Beispiel auf Parkbänken schlafen. Dass sie sogar in Einkaufswagen übernachten, ist eine neue Erfahrung.“

Neben diesem Motiv sieht man auf den eindringlichen Bildern auch verfallene, schmutzige Gebäude, denen sich die meisten wohl nicht einmal nähern würden. Auch das Problem, dass das spärliche Geld noch nicht einmal für eine Packung Nudeln reicht, ist eindringlich dokumentiert. Zu sehen sind 20 Motive. Dazu gibt es Infotafeln mit allem Wissenswertem zum Projekt.

Projekt endet dieses Jahr

Entstanden ist die Ausstellung aus zahllosen Fotos, die die Jugendlichen gemacht haben. „Es war als Abschluss des Projektes gedacht“, erklärt Luig. Im Rahmen der Initiative „Jugend stärken“ werden bis Ende 2013 bundesweit mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Bundes und der Kommunen insgesamt 35 Ideen zur Unterstützung benachteiligter Jugendlicher gefördert.

In Herne bekamen bisher 50 junge Menschen Hilfe, „die Dunkelziffer ist nicht zu benennen“, weiß Luig. Etwa doppelt so viele Jugendliche suchten Beratung, wegen der nur 15 Plätze in den Notschlafstellen und Jugendwohngruppen fanden aber nicht alle dort einen Platz.

Wie es weitergeht ist noch nicht ganz klar. „Das Problem ist die Personalfinanzierung“, erklärt Luig. Denn diese fällt durch den Projektabschluss Ende des Jahres weg. „Wir werden sicherlich weniger Beratungen anbieten können“, ist er sich sicher. Daher hofft Luig, dass man bis Mitte oder Herbst 2014 in ein Folgeprojekt einsteigen kann. Denn die hilfebedürftigen Jugendlichen verschwinden nicht.

www.gfs-ev.de

Autor:

Dirk Marschke aus Herne

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