„Das passt in die Psychiatrie“
„Ich mache das für mein Alter, damit ich hier oben fit bleibe.“ Der Mann in Rot deutet auf seinen Kopf. Er gehört zur Theatergruppe „ Die Zechentruppe“. Und die spielt nicht etwa im Schauspielhaus, sondern im Maßregelvollzug in Wanne-Eickel, besser bekannt als Forensik.
Psychisch kranke Straftäter haben sich hier unter Anleitung der Regisseurin Katja Willebrand zusammengefunden, um das Stück von Martin Heckmmans „Kommt ein Mann zur Welt“ im Freizeitraum der Anlage aufzuführen, der sich zur Studiobühne gemausert hat.
Geschildert wird der Lebenslauf eines Mannes von der Geburt bis Alzheimer. Er ist Möchtegern-Künstler und erzählt eine humoristische Geschichte des Scheiterns. In seinem Kopf hört er Stimmen und hat das Gefühl, das alles eigentlich schon passiert ist. Schließlich fällt der Mann einfach so einen Straßenbaum, es kommt zur Gerichtsverhandlung. „Das passt so richtig in die Psychiatrie“ sagt einer der Laiendarsteller.
Über Theatererfahrung verfügen die wenigsten. Einer hat vor vielen Jahrzehnten „mal als Christkind auf der Bühne gestanden“, ein anderer hat bei einer Schul-Aufführung mitgewirkt. Jetzt, in der Forensik, erfahren die Patienten „eine innere Bestätigung“ beim Spiel, formuliert die Ärztliche Direktorin Ute Franz.
Die Männer, die unter Psychosen und Persönlichkeitsstörungen leiden, haben ein Jahr lang geprobt – einmal pro Monat gab es einen zweitägigen Workshop mit Katja Willebrand, die schon in Eickelborn und Dortmund in der Forensik gearbeitet hat und besonders Körper- und Improvisationstheater schätzt.
Elf Patienten machen nun Theater, „um vom Alltag wegzukommen“, lernen längere Texte, stellen Requisiten her. „Kommt ein Mann zur Welt“ wird vier Mal aufgeführt. Zum Zuschauen eingeladen sind Mitpatienten, Klinikbeschäftigte mit ihren Angehörigen sowie Gäste aus dem Umfeld der Klinik wie etwa Beiratsmitglieder oder Dienstleister. pleu/Kommentar
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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