Brasilianer warten auf den Doktor aus Herne

Sie hofft auf seine Hilfe: Dr. Frank Möller (links) mit einer jungen Patientin. | Foto: EvK
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Normalerweise ist sein Arbeitsplatz in einem supermodernen Operationssaal und auf einer hochtechnisierten Intensivstation am Evangelischen Krankenhaus Herne. Doch einmal im Jahr tauscht Oberarzt Dr. Frank Möller diese Umgebung gegen ein improvisiertes Krankenhaus in Coroata im Nordosten Brasiliens aus.

Dann ist der Anästhesist Teil eines Teams aus acht bis zehn freiwilligen Helferinnen und Helfern, das plastische chirurgische Eingriffe bei Menschen durchführt, die zu arm sind, um sich einen Arzt oder gar den Luxus einer plastischen Operation leisten zu können.

Plastische Chirurgie heißt in diesem Fall Eingriffe bei Menschen, die wegen einer Entstellung nicht in der Lage sind, am normalen Leben teilzuhaben. Sie sind mit einem gespaltenen Kiefer geboren worden, der verhindert, dass sie sprechen und normal essen können. Sie leiden unter Brandnarben, durch die der Betroffene etwa seinen Arm nicht mehr bewegen kann.

Kinder, Erwachsene und Babys

Ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Babys oder alte Leute, sie warten jedes Jahr sehnsüchtig auf die Ankunft der Ärzte aus Deutschland. Ein- bis zweimal im Jahr opfern diese zwei Wochen Urlaub, um Menschen zu helfen, für die es in Brasilien keine medizinische Hilfe gibt. In einem Land, das bekannt für seine Schönheitschirurgie ist, gibt es keine Einrichtungen, die arme Menschen von ihrer Entstellung befreien.

„Dabei sind es in den meisten Fällen relativ einfache chirurgische Eingriffe, mit denen wir unendlich viel bewirken können“, sagt Dr. Möller. Ein Freund brachte ihn auf die Idee, sich als freiwilliger Helfer bei Interplast-Germany zu engagieren, einem gemeinnützigen Verein, dessen Mitglieder unentgeltlich plas-tisch-chirurgische Operationen in Entwicklungsländern durchführen.
Es war für ihn eine Herausforderung, unter einfachsten Bedingungen Narkosen durchzuführen, wie sie für die Operationen gebraucht wurden.

Die behandelten Patienten leiden unter Gesichtsfehlbildungen, Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten, Handfehlbildungen, schweren Verbrennungsnarben, Tumoren der Haut und des Kopfes, Defekten durch Unfälle oder Kriegsfolgen und sonstigen Erkrankungen, die in das Fachgebiet der Plastischen Chirugie fallen.

Coroata, der Ort an dem Dr. Möller im Einsatz war, liegt inmitten einer Region, die als das Armenhaus von Brasilien gilt. Hier gibt es kaum Industrie, die medizinische Versorgung ist extrem schlecht. Jeden Tag hat das deutsche Operations-Team im Durchschnitt zwölf Stunden und mehr gearbeitet. Über 120 Patienten wurden in dieser Zeit behandelt, und das unter schwierigsten Bedingungen.

Kein funktionierendes Krankenhaus

Es gibt kein funktionierendes Krankenhaus, keine Intensivstation, kein Labor, nur einen Operationssaal, der mit dem Allernötigsten ausgestattet ist. Geduldig warten die Menschen, bis sie an der Reihe sind, müssen nach der Operation manchmal mit mehreren anderen Patienten in einem Bett liegen.

Die Geduld der Menschen beeindruckte den EvK-Oberarzt immer wieder. Wer aufgrund des extrem starken Patientenandrangs nicht mehr operiert werden kann, wartet ohne zu klagen bis das Ärzte-Team in einem Jahr wieder anreist. Für Dr. Frank Möller, ist es keine Frage, dass er auch 2014 wieder in Coroata mit dabei ist. „Am schönsten ist es, wenn ich dann Patienten wiedersehe und mitbekom- me, wie positiv sich ihr Leben nach unserer Behandlung entwickelt hat“, sagt er.
www.interplast-germany.de

Sie hofft auf seine Hilfe: Dr. Frank Möller (links) mit einer jungen Patientin. | Foto: EvK
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Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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