Westfalia Hernes schwieriger Weg
Die Saison verläuft für Westfalia Herne nicht gerade nach Wunsch. Mit nur acht Punkten und einem Torverhältnis von 9:77 ist die junge Mannschaft Vorletzer der NRW-Liga. Doch der 1. Vorsitzende Sascha Loch – der den SC Westfalia seit September 2011 gemeinsam mit Uli Lickes führt – bleibt überzeugt, dass der Neuaufbau der richtige Weg ist, wie er im Gespräch mit Johannes Schnettler verdeutlicht.
Der neue Vorstand ist seit einem guten halben Jahr im Amt. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage?
Sascha Loch: Wir sind angetreten mit dem Ziel, den Traditionsverein Westfalia zu erhalten. Wir möchten weiterhin vernünftigen Amateurfußball in Herne bieten. Dazu haben wir einen klaren Plan. Die Niederlagenserie ändert nichts daran, dass wir diesen Weg weitergehen. Immerhin haben wir den SCW-Mitgliedern diesen Plan vorgestellt und sie haben uns dafür gewählt.
Die sportliche Situation spricht aber nicht gerade dafür, dass der Plan aufgeht …
Sascha Loch: Wir schauen über die laufende Saison hinaus. Ich spreche oft mit anderen Vereinen. Daher weiß ich, dass viele in einer ähnlichen Situation sind. Sponsoren verabschieden sich, Budgets werden knapper, der Kader muss günstiger werden. Aber einige werden das nicht umsetzen können. Sie haben nicht den Unterbau wie der SCW. Ich weiß, dass manche Vereine froh wären, wenn sie an unserer Stelle wären und jetzt schon teures Personal abbauen könnten. Das heißt: Manche unserer Gegner spielen jetzt unter anderen Voraussetzungen. Sie werden die Phase, die wir gerade durchmachen, in der kommenden Saison erleben.
Die Fans des SCW machen momentan aber eine ziemlich harte Zeit durch. Was können SIe ihnen sagen?
Sascha Loch: Zunächst einmal möchten wir uns bei allen bedanken, die mit uns durch diese Saison gehen und immer noch ins Stadion kommen. Mir ist klar, dass sie im Moment keinen tollen Fußball geboten kriegen – zumindest nicht von uns. Wir wissen, dass im Moment die Qualität nicht da ist, um auf Augenhöhe mitzuspielen. Aber wir müssen die Saison zu Ende spielen, damit die Jungs Erfahrungen sammeln. Und es ist wichtig, dass die Fans diese „Saison der Schmerzen“ mittragen.
Aber es fällt natürlich schwer, die aktuellen Ergebnisse zu bejubeln …
Sascha Loch: Trotzdem ist es wichtig, die junge Mannschaft anzufeuern statt in Galgenhumor zu verfallen. Im Moment spielt die Mannschaft zuhause etwas gehemmt, weil sie nicht sicher sind, ob die Zuschauer hinter ihnen stehen. Doch gerade die Jungen brauchen Unterstützung. Mein Wunsch an die Zuschauer: Geht den schwierigen Weg unserer Jungs mit. Und fordert eure Freunde auf, sonntags mit ins Stadion zu kommen. Macht euch einen netten Nachmittag bei Bier und Bratwurst und steht hinter dem Team.
Einige Fans meinen, es wäre sinnvoller, die 1. Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden und nächste Saison in der Landesliga neu zu starten. Was sagen Sie dazu?
Sascha Loch: Da kannst du gleich den ganzen Verein abmelden. Nein, das ist keine Option. Die Einnahmen bleiben weg, trotzdem laufen die Kosten weiter. Obendrein könnten Sponsoren sogar ihr Geld zurückfordern, wenn kein Spielbetrieb stattfindet. Natürlich denken wir über einige Vorschläge der Fans nach. Wir sind immer bereit, uns dem Gespräch zu stellen. Wenn einer Ideen zur Stärkung des Vereins hat, kann er mich gerne direkt ansprechen.
Und wie sehen Sie den freiwilligen Gang in die Landesliga zur neuen Saison?
Sascha Loch: Ich weiß, dass viele die Aussicht auf Derbys gegen den SV Sodingen und Fortuna Herne reizt. Aber in der Oberliga werden wir attraktivere Gegner haben – gegen Erkenschwick, Hordel usw., das sind auch gute Derbys. Außerdem wird die Oberliga kommende Saison nicht so stark sein wie die jetzige untere Tabellenhälfte der NRW-Liga. Ich sehe gute Chancen.
Wie ist denn die sportliche Perspektive?
Sascha Loch: Den eigenen Nachwuchs einzubauen, ist richtig und bleibt unser Weg. Aber wir werden 2012/13 mit Sicherheit nicht mit 15 A-Jugendlichen antreten. Wir werden uns wieder verstärken. Nur eben nicht mehr in der laufenden Saison. Und bevor nach Spielerverpflichtungen gefragt wird: Wir sprechen gerade mit einigen Kandidaten und werden bekanntgeben, wenn etwas in trockenen Tüchern ist. Aber dazu ist noch zu vieles unklar: Wird die Regionalliga mit 18 oder 20 Vereinen starten, welche West-Vereine steigen ab und so weiter? Außerdem läuft die Relegationsrunde für die Regionalliga bis zum 30. Juni – vorher weiß ein halbes Dutzend Vereine und Hunderte Spieler nicht, in welcher Liga sie landen werden.
Bleibt das Dauerbrenner-Thema beim SCW: Wie sieht es wirtschaftlich aus?
Sascha Loch: Unser Prinzip lautet: Alle Mittel gehen in den Spielbetrieb. Durch die engere Einbindung der Jugendmannschaften wurden viele Funktionen im Verein verschmolzen um Synergien zu schaffen und gemeinsam das Ziel zu verfolgen, den Verein sowohl sportlich als auch finanziell wieder nach vorn zu bringen. Wir haben uns zuletzt von Spielern getrennt, um damit den Haushalt für diese Saison weiter zu entlasten. Wichtig ist, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, neue Spieler für die kommende Saison zu verpflichten.
Autor:Dirk Marschke aus Herne |
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