Fußball ohne rote Karten
Es sind Bilder, die kein Fußball-Fan sehen möchte. Gennaro Gattuso vom AC Mailand greift Co-Trainer Joe Jordan aus Tottenham erst mit einem Würgegriff und dann noch mit einem Kopfstoß an. Oder der St. Pauli-Kicker Matthias Lehmann, der nach einer leichten Berührung mit dem Kopf wie von der Axt gefällt zu Boden stürzt, so den Platzverweis seines Gegenspielers provoziert und nach Spielende seine Cleverness feiert. Dass man auch als fairer Sportsmann erfolgreich Fußball spielen kann, haben die Kicker der zweiten Mannschaft des DSC Wanne-Eickel aus der Kreisliga B bewiesen.
Für viele wohl kaum vorstellbar, ist die Mannschaft in der gesamten Saison 2009/2010 ohne gelb-rote und rote Karte ausgekommen. Damit hat sie die Aktion Fair-Play des Fußballkreises Herne, die vom Stadtsportsportbund und der Herner Sparkasse unterstützt wird, gewonnen.
Doch wie konnte es so weit kommen? „Der Erfolg war da, und wenn man erfolgreich spielt, muss man nicht zu anderen Mitteln greifen“, erklärt der 31-jährige Kevin Sickel, aufgrund der Jugend seiner Mitstreiter liebevoll „Mannschafts-Opi“ genannt.
„Man hat schon nach den ersten ein, zwei Spielen gemerkt, dass es gut läuft“ blickt Trainer Dominik Lange zurück. Fast hätte der faire Weg sogar zum Aufstieg geführt. Doch im Relegationsspiel verlor das Team durch ein Tor in der 89. Minute mit 0:1: „Ich habe den Ball auch noch abgefälscht“, erinnert sich Sickel ungern. Da ist der Fair- Play-Pokal doch eine nette Entschädigung. Seit 2004 wird die Auszeichnung verliehen. „Wir wollten einfach den fairen Fußball belohnen“, gibt Reinhold Spohn, Vorsitzender des Fußballkreises Herne, zu Protokoll.
„Fair-Play ist auch im Fußball ganz wichtig“, so Jürgen Cocelc, SSB-Vorsitzender. „Es wirft ein schlechtes Bild auf den Sport, wenn man zum Beispiel Berichte über Ausschreitungen sieht“, fürchtet er. „Vielleicht nehmen andere Vereine sich ein Beispiel, dass es auch anders geht“, hofft er.
Neben dem Pokal können sich die DSC-Akteure über einen Satz Trikots freuen. Das Glück ist zudem zurückgekehrt, denn mit dem SC Emscher Crange war eine zweite Mannschaft ohne Platzverweis ausgekommen. Daher musste das Los entscheiden, denn „wir können nur einen Gewinner auszeichnen“, erklärt Spohn bedauernd.
Autor:Dirk Marschke aus Herne |
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