Die Herner Sportschützen haben das Ziel stets im Visier
Die Scheibe ist auch durch den Diopter betrachtet verflixt klein. Eigentlich nur ein winziger schwarzer Kreis. Zudem wackelt das Gewehr immer noch hin und her. Jetzt müsste es passen Der Schuss geht los. Und tatsächlich: Es sind zehn Punkte geworden, fast mitten ins Ziel.
Wer die Faszination des Schießsportes kennenlernen möchte, ist bei der Sport-Union Herne 63/76 an der richtigen Adresse. Denn die Luftwaffen-Schießsport-Abteilung sucht händeringend neue Mitglieder. „Wir sind nur noch zu sechst“, berichtet Norbert Langer. Früher seien es mal über 40 Mitglieder gewesen.
Doch die Männer lieben ihren Sport, „Es macht einfach Spaß“, betonen Langer und Manfred Gönder unisono. Es sei der Ansporn, sich immer weiter zu verbessern und bei den 30 Schuss, die man in einem Wettkampf abgibt, die maximal möglichen 300 Punkte zu erreichen, wenn man immer voll ins Ziel trifft und jeweils zehn Punkte verbucht. Es gebe immer noch Kleinigkeiten zu verbessern, aber wenn man dann eine starke Runde zeigt sei „die Freude über die eigene Leistung“ immer etwas Besonderes, erklärt Michele Zito. Er ist seit über 30 Jahren aktiv und darf im Oktober zum ersten Mal an den Deutschen Meisterschaften in Dortmund teilnehmen.
"Ein Sportschütze schießt nie auf lebende Ziele"
Allen ist es wichtig zu betonen, dass es ihnen nur um die sportliche Betätigung geht. „Ein Sportschütze schießt nie auf lebende Ziele. Das ist oberstes Gebot!“, erklärt Wilhelm Reinert mit Nachdruck.
„Wir schießen nur mit Pressluft“, erklärt Manfred Gönder. Das Luftgewehr feuert eine 4,5 Milimeter kleine Diabolo-Bleikugel ab. Geschossen wird auf 4,5 Zentimeter kleine Ringe, bei denen man einen bis zehn Punkte erreichen kann. Auch Luftpistolen sind vorhanden. „Damit schießen wir aber nicht auf Wettkämpfen“, erklärt Manfred Gönder.
„Die Gewehre sind ab 18 Jahren fei verkäuflich“, betont er. Daher ärgert es die Männer, wenn nach traurigen Zwischenfällen alle Schützen in einem Topf geworfen werden. „Mit unseren Waffen kann man keine Menschen verletzen, wenn sie nicht ganz dicht davorstehen“, betont Manfred Gönder. In diesem schlechten Image sehen die Schützen einen Grund für ihr Nachwuchsproblem.
Zum anderen ist der Spaß nicht ganz billig. „Die Luftgewehre kosten zwischen 2000 und 3000 Euro“, verrät Gönder. Dazu gibt es auch spezielle Schuhe, mit denen der richtige Stand erleichtert wird, Brillen und Westen. Mit letzteren wird der Puls unterdrückt, so dass man sich voll auf den nächsten Schuss konzentrieren kann.
Bis ins hohe Alter dabei
Dennoch hoffen die Sportschützen, dass neue Gesichter den Weg zu ihnen finden. „Man kann den Sport bis ins hohe Alter ausführen“, verrät Norbert Langer. Lebendes Beispiel ist Wilhelm Reinert, der noch mit 82 begeistert dabei ist. Er darf übrigens im Sitzen schießen, ab 46 Jahren darf man die Waffe auflegen. Vorher ist das freihändige Zielen angesagt.
Trainiert wird dienstags und mittwochs ab 17 Uhr. Der Ort des Schießstandes ist dabei auf den ersten Blick ungewönlich. Denn er befindet sich im Kellergewölbe der St. Barbara-Kirche an der Langforthstraße / Ecke Honkenbergstraße. „Der Schießstand wurde damals von Gemeindemitgliedern eingerichtet“, erinnert sich Wilhelm Reinert. Nun nutzen die Mitglieder der Sport-Union schon seit langen Jahren die Anlage.
Ruhige Hand ist gefragt
Gefragt sind „Ruhe, Konzentration und ein gutes Auge“, zählt Gönder auf. Natürlich dürfen auch Freude und Ehrgeiz nicht fehlen, „denn es ist nicht jeder Tag gleich“, weiß Michele Zito. Doch in welchem Sport ist man schon jedes Mal auf der Höhe des Geschehens?
Auch der Autor dieser Zeilen will natürlich einmal seine Fähigkeiten testen. Und einfach ausgedrückt: Es macht wirklich Riesenspaß. Insbesondere, wenn die Schüsse genau ins Ziel treffen. Gleichzeitig sei aber allen gesagt, die glauben, das sei nicht anstrengend: schon der richtige Stand ist ganz wichtig. Denn sonst melden sich flugs Knie oder Rücken zu Wort.
Alle Interessierten ab 16 Jahren sind herzlich eingeladen, die Schießsportabteilung näher kennenzulernen. Auch Damen sind willkommen. „Einige der besten Schützen sind Frauen“. betont Gönder. Natürlich muss man sich nicht sofort ein eigenes Gewehr zulegen. Sondern kann auf den Vereinsfundus zurückgreifen. Also: einfach einmal zu den Trainingszeiten vorbeischauen! Weitere Infos und Kontakt unter Tel. 02323/24177.
Autor:Dirk Marschke aus Herne |
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