Schrittmacher nur noch so groß wie Tintenpatrone

Der neue Schrittmacher ist nur noch so groß wie eine Tintenpatrone (kleines Bild oben rechts). „Ein gewaltiger Schritt nach vorn“, finden (von links): Irini Maria Breker (Assistenzärztin Kardiologie), Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe (Direktor Kardiologie am Marien Hospital) und Martin Grett (Facharzt Kardiologie). Fotos/Montage: A. Thiele
  • Der neue Schrittmacher ist nur noch so groß wie eine Tintenpatrone (kleines Bild oben rechts). „Ein gewaltiger Schritt nach vorn“, finden (von links): Irini Maria Breker (Assistenzärztin Kardiologie), Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe (Direktor Kardiologie am Marien Hospital) und Martin Grett (Facharzt Kardiologie). Fotos/Montage: A. Thiele
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„Das ist die größte Innovation der Kardiologie innerhalb der letzten 20 Jahre.“ Prof. Dr. Hans-Jochim Trappe ist begeistert vom ersten und einzigen rückholbaren kabellosen Herzschrittmacher, der nur noch so groß ist wie eine Tintenpatrone und weniger als drei Gramm wiegt.

„Wir sind auf dem Weg von der Operation zum Katheter-Labor“, freut sich der Direktor der Kardiologie am Marien Hospital Herne. Nur eine Punktion in der Leiste bei örtlicher Betäubung sei noch notwendig, um durch die Oberschenkelvene den Schrittmacher ins Herz des Patienten zu bringen (auf diesem Weg erfolgt auch später die Entnahme).

Dieser minimal-invasive Eingriff sei der „Beginn einer neuen Technologie“, betont der erfahrene Experte. „Es gibt keine Entzündungen mehr, keine Blutungen, keine Narben.“ „Und“, ergänzt Facharzt Martin Grett, „die Kabelprobleme fallen weg, das ist sonst die Sollbruchstelle im Körper.“

Die erste Klinik in NRW

Das Marien Hospital ist die erste Klinik in NRW, die über die neue Technik verfügt, bundesweit sind es nur vier Krankenhäuser.

Bis jetzt wurden Herzschrittmacher über Schnitte im Bereich des Brustkorbs implantiert und bestanden aus einem „Pulsgenerator“ und „Kabeln“ in Form von Elektroden. Aufgrund der Größe des Pulsgenerators musste dafür chirurgisch eine „Tasche“ unter der Haut geschaffen werden, Narben waren unvermeidbar. Auch bestand die Gefahr, dass das Gerät bei zu starker körperlicher Aktivität verrutscht.

Ein Schrittmacher wird eingesetzt, wenn das Herz zu schwach schlägt, dient zur Überwachung und gibt bei Bedarf eine elektrische Stimulation an das Herz ab.

Der neue Schrittmacher, mehr als zehn Mal kleiner als herkömmliche Modelle, wird von dem kalifornischen Unternehmen St. Jude Medical hergestellt. Er kostet etwa 15.000 Euro. Die Lebensdauer beträgt um die zehn Jahre. Der Eingriff dauert 20 bis 30 Minuten. Kommt der Patient montags in die Klinik, kann er sie bereits am Mittwoch wieder verlassen.

„Das US-Unternehmen arbeitet nur mit Krankenhäusern zusammen, die das auch können“, unterstreicht voller Stolz Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth-Gruppe.

Aussetzer länger als drei Sekunden

Patient Udo Buchholz kam nach seinen Worten „genau zum richtigen Zeitpunkt in die Klinik“. Seine Herz-Aussetzer in der Nacht dauerten länger als drei Sekunden – eine kritische Zeit. Jetzt kann der 65-Jährige wieder ohne Angst leben.

Weltweit sind rund vier Millionen Menschen auf einen Herzschrittmacher angewiesen. Europaweit erhalten jetzt erst einmal etwa 1000 Patienten den neuen Winzling unter genauer Beobachtung, damit intensive Erfahrungen mit der neuen Technologie gesammelt werden können.
www.marienhospital-herne.de

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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