Palliativversorgung - Was ist das genau?
Palliativstation oder Hospiz? Was ist der Unterschied?

Was ist der Unterschied? | Foto: Nadine Kolpatzik

Wir leben in einer Zeit, in der uns suggeriert wird, dass wir ewig jung und gesund bleiben können, wenn wir bestimmte Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zu uns nehmen. Krankheit, Sterben, Tod und Trauer sind Tabuthemen, denen sich kein Medium gerne annimmt, dabei erkrankten im Jahr 2020 allein in Deutschland über 490.000 Menschen erstmalig an Krebs. Insgesamt leben rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland mit Krebs (Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten). Hinzu kommen andere lebensbedrohliche Erkrankungen wie M. Parkinson, chronische Herzerkrankungen, etc. Im Zuge dessen ist der Bedarf an Aufklärung enorm und sollte enttabuisiert werden, damit die Angst vor der Palliativstation schwindet.
Viele Patienten lehnen die Behandlung ihrer belastenden Symptome auf der Palliativstation ab, mit der Begründung, dass  sie dann sterben würden.
In den meisten Fällen liegt das an den mangelhaften Aufklärungsgesprächen, auch ärztlicherseits.
Das Ziel der palliativen Versorgung ist es, Menschen mit einer unheilbaren und damit lebensverkürzenden Erkrankung in ihrer individuellen Lebensphase zu begleiten, damit sie möglichst lange ein qualitativ hochwertiges und symptomfreies Leben leben können, in der Umgebung, in der sie sich wohl fühlen, bestenfalls im eigenen Zuhause.
Der Begriff „Palliativ“ stammt aus dem Lateinischen (Pallium) und bedeutet übersetzt „Mantel“, gleichgesetzt mit „umhüllt/geschützt“.
Patienten und Angehörige/Zugehörige werden ganzheitlich versorgt, mit ihren jeweiligen Symptomen aber auch mit den dazugehörigen Ängsten, Sorgen, Nöten, sodass sie am Ende des Aufenthaltes möglichst symptomfrei in die gewohnte Umgebung entlassen werden können, mit der Option, erneut aufgenommen zu werden, wenn die Situation des jeweiligen Patienten dies nötig macht. Das kann ein erneutes Auftreten der zuvor behandelten Symptome, z.B. Schmerzen, sein aber auch eine veränderte Lebenssituation, in der die Versorgung so nicht mehr möglich ist.
Eine ganzheitliche Behandlung findet immer in einem multiprofessionellen Team statt. Dazu gehören Ärzte, Pflegende, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, Psychoonkologen, Seelsorger, ehrenamtliche Begleiter und andere für die Diagnostik und Behandlung notwendigen Fachbereiche, zzgl externer Partner, z. B. Palliativer Konsillardienst (PKD) und Abulanter Hospizdienst (AHD).
Je früher die Patienten auf der Palliativstation aufgenommen werden, desto länger lässt sich die jeweilige Lebensqualität erhalten, dies ist wissenschaftlich erwiesen. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass die Palliativmedizin und Palliativpflege bereits bei Diagnose der Erkrankung integriert werden, da diese sich sinnvoll ergänzen können (Early Integration).
In der Praxis passiert dies leider zu selten und somit kommen Menschen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung oft erst spät auf die Palliativstation und profitieren deshalb erst dann von der ganzheitlichen Behandlung.
Hier wird der Unterschied zu einem Hospiz sichtbar. Die Aufnahme in ein Hospiz (lat. Hospitium = Herberge) ist gegeben, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass das Lebensende naht. Dort wird Sterbenden ein würdevolles und möglichst selbstbestimmtes Sterben ermöglicht.
Deshalb ist Aufklärung wichtig, in Arztpraxen, Krankenhäusern, in den Medien, Schulen und im Alltag.

„Im Zuge des besseren Lesbarkeit dieses Artikels beziehen sich die verwendeten Personenbezeichungen, sofern nicht anders kenntlich gemacht, auf alle Geschlechter.“

Autor:

Nadine Kolpatzik aus Wanne-Eickel

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