Mini-Serie im Wochenblatt: Inhaber erfolgreicher Startups aus Herne teilen Erfahrungen und Tipps
Kindermund tut Tolles kund

Das Startup "hejhoni" macht aus Kindersprache tolle Poster. So wird kindisch plötzlich richtig cool. Lesen Sie mehr zum Startup und den Gründern Judith Stemmann, Sebastian Stemmann (Foto) und Alena Blaß in unserer Mini-Serie.
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  • Das Startup "hejhoni" macht aus Kindersprache tolle Poster. So wird kindisch plötzlich richtig cool. Lesen Sie mehr zum Startup und den Gründern Judith Stemmann, Sebastian Stemmann (Foto) und Alena Blaß in unserer Mini-Serie.
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Manchmal ganz schön schwer zu verstehen, was der Nachwuchs so brabbelt und manchmal unglaublich lustig. Judith Stemmann, Sebastian Stemmann und Alena Blaß habe daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Bei "hejhoni" machen sie aus Kindergebrabbel Poster. Das Wochenblatt zeigt in seiner Mini-Serie Startups aus Herne, die mit ihren Ideen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben.

von Nina Sikora

Judith Stemmann ist die Ideengeberin im Trio. Sie ist Mutter eines Sohnes (3), der sozusagen den Anstoß zu "hejhoni" lieferte. Ebenfalls zum Team gehören ihr Mann Sebastian Stemmann. Judith und Sebastian sind gebürtige Herner und leben seit 2015 wieder in Herne. Das Trio wird komplettiert durch Alena Blaß. Die gelernte Grafikdesignerin hat bereits für namhafte Agenturen und Kunden gearbeitet. Im Interview mit dem Wochenblatt geben sie einiges über sich und ihr Business preis.

Mit Judith Stemmanns fing alles an, als sie im dritten Jahr ihrer Elternzeit die Idee zu hejhoni hatte. Daraufhin beschloss sie, nicht mehr in ihren alten Beruf als Marketing-Leitung zurückzukehren, sondern sich selbständig zu machen. Hinter Judith liegen knappe 20 Jahre an Berufserfahrung aus den verschiedensten Bereichen: TV, Werbung, Bank, PR und Marketing. Insofern bringt sie reichlich buntes Know-How mit, was für eine Gründung immer gut ist. Außerdem ist sie Mutter eines Sohnes (3), der sozusagen den Anstoß zu hejhoni brachte. 

Sebastian Stemmann ist der Mann im Bunde. Er ist studierter Kommunikationswissenschaftler und arbeitet vollzeit als Leiter Marketing in einem Herner Verlag. hejhoni ist quasi sein Hobby, für das er auch schon mal die ein oder andere Abendstunde oder auch Zeit am Wochenende investiert.

Alena Blaß ist gelernte Grafikdesignerin und hat bereits für namhafte Agenturen und somit Kunden gearbeitet. Sie war von Anfang an von der Idee überzeugt und verbringt seit dem jede freie Minute damit, der eigenen Unternehmung ein Gesicht zu verleihen. Sie lebt in Dortmund und ist ebenfalls Mutter einer kleinen Tochter (3). Die Kinder sind auch der Grund, wieso sich Judith und Alena in 2018 als frischgebackene Mütter über Instagram kennengelernt haben.

Auf der Internetseite unter www.hejhoni.de kann man die vielen tollen Designs entdecken.  | Foto: Screenshot: hejhoni
  • Auf der Internetseite unter www.hejhoni.de kann man die vielen tollen Designs entdecken.
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Zur Idee:

"Mit unserem StartUp hejhoni, ein Online-Shop für personalisierbare Poster, ermöglichen wir es Eltern, die einzigartige Sprachwelt ihrer Kinder für immer und auf schöne Weise festzuhalten. Aber was steckt dahinter? Das ist schnell erklärt: Kleinkinder erfinden ständig Fantasiewörter für alles, was sie entdecken - und vor allem für Dinge, die noch viel zu schwer auszusprechen sind. Da heißt das Eichhörnchen halt erst einmal Honi, ein Fisch wird zu Hüs oder die Tomate Napte.
An diese lustigen Wortkreationen, wollen wir Eltern uns für immer erinnern. Darum führen viele regelrecht Buch über die tollsten, bezauberndsten oder witzigsten Wörter und Sätze ihrer Kleinsten.
Wir von hejhoni verewigen diese sprachlich einzigartigen Momente.
hejhoni macht aus Kindersprache gedruckte Bilder. Auf unserer Website www.hejhoni.de können die Kunden in drei einfachen Schritten die schönsten Wortschöpfungen verewigen: ausgewählt wird aus vier verschiedenen Designs, drei verschiedenen Postergrößen und zwölf aussagekräftige Farben. Im Anschluss personalisiert der Kunde seine Auswahl, bestellt, und das Poster geht in die Produktion. Die Designs kommen alle von uns, lediglich den Druck der Poster haben wir ausgelagert. Verpackt wird wieder bei und von uns. Unsere Idee ist ganz neu am Markt und gibt es so noch nicht. Das Verewigen der sprachlichen Einzigartigkeit von Kindern wird in dieser Form noch nicht angeboten. Außerdem sind wir kein klassischer Poster-Shop, sondern wir drucken unsere Produkte auf Anfrage und sehr individuell - teilweise auch mit vom Kunden gewünschten und von uns handgezeichneten Motiven. Bei uns gibt es also keine Massenware, sondern nur Unikate."

Wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert?
Im Juni 2020 hatte Judith die Idee. Ganz klassisch morgens unter der Dusche. Sofort tauschte sie sich mit Sebastian dazu aus, der auch gleich überzeugt war, dass diese Idee Potenzial hat. Kurze Zeit später wurde Alena eingeweiht, die ebenfalls begeistert von der Idee war. Über die kommenden Wochen ließen alle drei die Idee noch weiter reifen und tauschten sich immer mal wieder dazu aus. Der Gedanke an einen eigenen Online-Shop und an eine Gründung wurde aber immer konkreter. Im September 2020 trafen sich Alena und Judith das erste Mal zu dem Thema. Im Oktober wurden bereits Utensilien für ein erstes Test-Fotoshooting gekauft und die ersten Designs wurden erstellt. Im November konkretisierte sich alles, da sich die drei Unterstützung bei einer professionellen Gründerberaterin einholten. Zum 1.Januar 2021 wurde die GbR gegründet und die Marke hejhoni beim Patentamt angemeldet. Der Online-Shop ging dann gut ein Jahr nach der Ideenfindung, nämlich am 1. Juni 2021, an den Start.

Woher wussten Sie, dass Ihre Idee Potenzial hat?
Ganz vorweg: Unsere Idee ist neu. Sie gibt es so noch nicht am Markt. Daher hat uns unser Bauchgefühl gesagt, dass sie funktionieren muss. Als Eltern sind wir selbst Teil unserer Zielgruppe und können uns in diese gut hineinversetzen. Damit allein gewinnt man aber keinen Blumentopf. Das gute Bauchgefühl muss erprobt werden. Daher haben wir eine Umfrage gestartet, um Meinungen von Leuten einzuholen, die uns überhaupt nicht kennen. Wenn einem dann über hundert Leute, die weder Familie, noch Freunde sind, ein derart gutes Feedback geben, wie wir es bekommen haben, weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist.

Womit haben Sie im Laufe der Umsetzung Ihrer Idee in die Praxis nicht gerechnet?
Von der Ideenfindung bis zur Umsetzung hat es doppelt so lange gedauert, wie wir ursprünglich angenommen hatten. Es gab vor allem zum Ende hin technische Probleme, die wir nicht antizipieren konnten, da uns da die Erfahrungswerte fehlten. Dies hat uns insgesamt sicherlich noch mal um zwei Monate zurückgeworfen. Im Grunde hat uns das aber gut getan. Wir drei sind ziemlich detailversessen. Da wir im Laufe der Gründung auf viel weiteres Potenzial gestoßen sind, haben wir das natürlich auch direkt mit angepackt. Somit war unser Angebot am Ende doch größer und ausgefeilter als zuvor angenommen. Dementsprechend ist aber auch unser zuvor kalkuliertes Anfangs-Invest größer ausgefallen. Diese Aufstockung der Investitionen haben wir aber immer zuvor gemeinsam besprochen und abgenickt.
Weiterhin gab es noch unvorhersehbare Probleme in der Produktion. Unser Bestreben ist es, das Unternehmen von Beginn an, möglichst smart und automatisiert aufzubauen. Dazu haben wir anfangs mit einer großen Online-Druckerei zusammengearbeitet. Wir haben aber schnell gelernt, dass in punkto Qualität und Service ein lokaler Partner vor Ort für uns die bessere Wahl ist und freuen uns, eine Herner Druckerei an unserer Seite zu wissen, die unseren Qualitätsansprüchen gerecht wird.

Welche bürokratischen Hürden mussten Sie nehmen?
Im Grunde nichts Außergewöhnliches: Gewerbeanmeldung, Markeneintragung, Eröffnung eines Geschäftskontos, Anmeldung beim Finanzamt. Diesen Weg haben wir wohl mit allen Gründern gemein. Eine wirkliche Hürde mussten wir nicht nehmen. Bei den Sachen, von denen wir keine Ahnung hatten, haben wir uns direkt professionelle Hilfe geholt.

Wo haben Sie professionelle Hilfe und Beratung gefunden?
Wir haben uns eine Gründungsberaterin zur Seite geholt. Mit ihr konnten wir beispielsweise unsere Liquiditätsplanung verproben oder auch einfach ihre Einschätzung zu uns als Gründerteam abfragen. Eine Gründungsberaterin betreut im Jahr viele Gründer und kann allein deshalb schon beurteilen, wo man gerade steht und wo gegebenenfalls noch Nachholbedarf ist. Im Grunde war die Gründungsberaterin unser Netz und doppelter Boden. Wir wussten, dass wir nichts vergessen, wenn wir sie mit an Bord haben. Als wir auf die erwähnten technischen Probleme gestoßen sind, haben wir uns dann auch noch Support von einer professionellen IT-Agentur geholt, um schlussendlich alles sauber und korrekt abzubilden.

Welche praktischen Tipps würden Sie mit Ihrem heutigen Wissen Neugründern mit auf den Weg geben?
Lasst Eure zukünftige Zielgruppe Eure Idee bewerten und stellt Euch diesem Feedback, bevor Ihr Zeit, Geld und Nerven investiert. Fragt Leute, die nicht nett zu Euch sein müssen. Genau das werden Eure zukünftigen Kunden sein - nicht die eigenen Eltern, der beste Freund oder die Tante. Außerdem ist es in unseren Augen wichtig, von den ein oder anderen Dingen selber auch Ahnung zu haben. Wir kommen alle drei aus einem ähnlichen Umfeld, haben Marketing- und PR-Erfahrung sowie Erfahrungen im Aufbau eines Online-Shops und in der Produktentwicklung. In allen wichtigen Bereichen, in denen man allerdings keine Ahnung hat, sollte man sich nicht zu schade und auch nicht zu geizig sein, sich direkt externe Hilfe zu holen. Beispielsweise in der rechtlichen Absicherung eines Online-Shops oder technische Unterstützung jeglicher Art.

Was ist das Schwierigste an einer Existenzgründung?
Geduldig zu bleiben. Viele verschiedene Faktoren haben unsere Umsetzung in die Länge gezogen. Als es dann endlich soweit war, ist das Geld auch nicht plötzlich vom Himmel gefallen. Wenn man aber weiß, dass die eigene Idee gut ist (Stichwort Feedback einholen), fällt es leichter, geduldig zu bleiben. Außerdem verfällt man nicht in Panik und ändert direkt den Kurs, noch bevor man richtig losgesegelt ist. Speziell bei uns war wohl, neben all den anderen Gründer-Schwierigkeiten, das Gründen während Corona eine wirkliche Herausforderung. Wir konnten uns so gut wie nie persönlich treffen und mussten nahezu alles fernmündlich besprechen. Teammeetings über Video-Chat, erste Probeausdrucke unserer Designs wurden nur digital ausgetauscht per Abfotografieren des Posters, die parallele Betreuung der Kinder während der Kita-Schließungs-Zeit. Alles war eine ganz besondere Zeit für uns, die wir aber irgendwie doch ziemlich gut gemeistert haben.

Info:

Autor:

Nina Sikora aus Essen

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