Frage der Woche: Der gute Mord – Heiligt der Zweck die Mittel?

Claus Schenk Graf von Stauffenberg scheiterte am 20. Juli 1944 bei dem Versuch, Adolf Hitler zu ermorden. | Foto: Gemeinfrei
  • Claus Schenk Graf von Stauffenberg scheiterte am 20. Juli 1944 bei dem Versuch, Adolf Hitler zu ermorden.
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Heute vor 74 Jahren scheiterte ein Mordversuch, durch dessen Gelingen möglicherweise Hunderttausende Leben hätten gerettet werden können. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Offizier der Wehrmacht, und seinen Mitverschwörern gelang am 20. Juli 1944 schließlich nicht, was auch andere bereits versucht hatten: Adolf Hitler zu töten.

Natürlich besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass Adolf Hitler einer der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte war. Die Welt wäre, das darf man für sehr wahrscheinlich halten, durch sein Ableben wahrscheinlich eine bessere gewesen. Womöglich hätte der Krieg eher beendet und unzählige KZ-Insassen befreit werden können.

Kann ein Mord richtig sein?

Am Anfang der Stauffenberg-Verschwörung musste aber eine Entscheidung her: Kann ein Mord richtig sein? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die europäische Philosophie seit Jahrhunderten. Sie berühren unter anderem ganz praktische politische Probleme und lassen sich auf unterschiedliche Weise beantworten. Zwei populäre Positionen stehen sich dabei gegenüber:

  1. Die handlungsorientierte Ethik: Die Handlung selbst ist entweder richtig oder falsch. Es ist dabei unerheblich, welche Konsequenzen unser Handeln wahrscheinlich nach sich zieht. Wenn wir also einen Mord als Verbrechen ansehen, müssen wir auch den Mord an Adolf Hitler verurteilen. Gleiches gälte etwa nach Immanuel Kants Pflichtethik auch für eine Lüge etc. 
  2. Die an Konsequenzen orientierte Ethik: Ein moralisches Urteil, das die Konsequenzen einer Handlung nicht beachtet, ist aus dieser Sicht nicht ernst zu nehmen. Wenn wir davon ausgehen können, dass der Tod eines einzelnen Menschen das Leben von ungleich mehr Menschen retten kann, wenn darüber hinaus dieser einzelne Mensch auch noch ein Verbrecher ist – dann ist ein Mord vielleicht in Erwägung zu ziehen.

Ethische Probleme im Alltag

Natürlich sind beide (hier sehr verkürzt dargestellte) Positionen aus unterschiedlichen Gründen problematisch. Stellen wir uns zum Beispiel vor, dass uns Jack the Ripper auf den Versen ist. Wir finden so eben Unterschlupf bei unserem guten Kumpel Immanuel K. Kurz darauf klingelt es an der Tür, ein mit Mordinstrumenten bewehrter Mann erkundigt sich bei Immanuel nach unserem Verbleib. Unser Kumpel könnte den Herrn nicht guten Gewissens anlügen. 

Doch auch eine vollkommen konsequentalistische Ethik ist gefährlich, wenn wir uns etwa die Verteilung von Spendeorganen ansehen. Ein neues Herz, eine gesunde Leber – für viele Menschen hängt das Überleben davon ab. Aber wem gibt man das begehrte Organ? Dem jungen Mann, der noch 40 Jahre zu leben hat, oder der Seniorin, die schon seit 4 Jahren auf der Warteliste steht? Bewerten wir das Überleben des einen höher als das der anderen?

Was ist eure Meinung dazu? Heiligt der Zweck die Mittel – und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Gibt es nach eurer Ansicht Handlungen, die immer falsch sind und egal in welcher Situation? Oder muss man jede Handlung je nach Situation neu bewerten? Ich freue mich auf eure Kommentare und Meinungen!

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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