Abzocke: Defektes Schloss - 560 Euro weg

Dass man mit Schlüsseldiensten ziemlich auf die Nase fallen kann, ist allgemein bekannt. Und dennoch trifft es immer wieder ahnungslose Bürger, die von der Situation nicht mehr in ihr Heim eintreten zu können und von gewissenlosen Anbietern völlig überrumpelt werden.
Um allgemein die Sensibilität bei den Bürgerinnen und Bürgern zu wecken, soll dieses jüngst in Wanne vorgefallene Ereignis dienen. Frau K. hatte nur kurz den Hund ausgeführt, als beim Versuch, wieder in die Wohnung zurückzukehren, der Schlüssel von innen im Schloss steckte. Nach vielem Probieren und unter zur Zuhilfenahme der Freundin kamen beide Frauen zu dem Entschluss: da sollen Profis ran. Da ein Notdienst zur helllichten Mittagszeit nicht notwendig erschien, entschied man sich ein ortsansässiges Unternehmen anzurufen. Schnell gegoogelt fand man eine ganze Reihe von Anbietern, um sich nach Kostenvoranschlägen zu erkundigen. Der erste Anbieter, ein Herner Unternehmen, das jedoch deutschlandweit tätig ist, drängte förmlich seine Hilfe auf: der Kollege sei zufällig gerade in der Nähe- dennoch warteten die Ausgeschlossenen mehr als 30 Minuten. Auf die Frage nach dem Preis wurde jegliche Auskunft verneint, dazu müsse man erst den Tatbestand sehen. Allein dies ist schon nicht richtig, denn grundlegende Positionen können durchaus im Vorhinein benannt werden. So etwa der „Fallspezifische Einsatzwert“, der bei diesem Unternehmen stolz 159 Euro beträgt.
Der unkundige Laie, der keine Vergleiche oder Übersicht der ortstypischen Preise hat, ist diesen willkürlichen Preisen durch die Spontanität der Situation ausgeliefert. Schnell wurde das Vorgehen erklärt und eine erste Unterschrift abverlangt. Hier der gravierende Fehler: Ohne vorher eine genaue Preisbestimmung auszumachen, sollte man erst gar nicht die Arbeit an der Tür beginnen.
Da die Türe abgeschlossen war, war ein Aufbohren notwendig. Diese Handlung war wiederum eine zusätzliche Position, so dass wenn der Prozess des Öffnens einmal in Gang gekommen war, eine Unterbrechung nicht mehr möglich scheint. Jede zusätzliche angefangene Viertelstunde wird mit dem satten Betrag von 29,50 Euro berechnet. Wie lange die Arbeit dauert, kann wiederum der Laie nicht sachkundig nachvollziehen, so dass schnell 30 Minuten Arbeitszeit aufgeschlagen wurden.
Der notwendige neue Zylinder, ein teures Sicherheitsschloss, wurde als das Non-Plus-Ultra ohne Verweis auf andere Produkte eingebaut – vermeintlicher „Wert“ 160 Euro. Ob der neue Zylinder notwendig war, kann im Nachhinein nicht mehr untersucht werden, da die Firma freundlicherweise das ausgebaute Modell entsorgt.
Alles in allem, mit der horrenden Wegpauschale von zwei Mal 30 Euro und dem Aufschlag der MwSt, kam bei Frau K. die Unsumme von knapp 560 Euro zusammen. Unter dem Druck der Situation und der erledigten Arbeit, unterschrieb sie die sofortige Abbuchung des Gesamtbetrags direkt via tragbarem EC- Kartenautomaten. Erst einige Stunden später, als Ruhe eingekehrt war, wurde bewusst, dass hier eiskalt abgezockt wurde. Leider gibt es keine Instanz, um derartige Machenschaften abwehren zu können, außer der Möglichkeit, andere vorab zu warnen und aufmerksam zu machen.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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