Tabakladen als Gruselkabinett

Will sich gegen die neue EU-Richtlinie wehren: Annette Kaluza hat ihr Tabakgeschäft im Herner Bahnhof für einen Tag so „dekoriert“, wie es die EU vorschreiben möchte.
WB-Foto: Detlef Erler
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Faulige Zähne, ruinierte Lungenflügel und ein Leichnam „schmücken“ die Regale im Tabakladen von Annette Kaluza. Die Bilder auf den Zigarettenschachteln sollen abschrecken. So denken sich das jedenfalls die Macher einer neuen EU-Richtlinie.
Doch die Grusel-Fotos, die einstweilen nur provisorisch auf den Schachteln kleben, sind nicht alles, was sich die EU-Politiker haben einfallen lassen: „Menthol-Zigaretten und Aromen wie zum Beispiel ‚Erdbeere‘ soll es nicht mehr geben“, erklärt die Geschäftsinhaberin, „Zusätze wie Vitamine, Koffein oder Farbstoffe sollen ebenso verboten werden wie Schnupftabak.“
Bei Zigarettenpackungen will die EU die rechteckige Form wie auch die Zahl der enthaltenen Zigaretten mit mindestens 20 festlegen. Andere Packungsgrößen als die Standardform sind dann nicht mehr erlaubt.
Durch die abschreckenden Bilder und die Warnhinweise auf den Schachteln bleiben für den Markennamen nur noch etwa 20 Prozent Platz, so dass eine Unterscheidung erheblich schwieriger wird. Das setzt sich im Inneren der Packung fort: Geplant ist, den Tabak in einheitliches Papier zu wickeln, auch die Filter-Mundstücke sollen sich nicht mehr unterscheiden.
„Wenn alles das passiert, steht meine Existenz auf dem Spiel“, betont Annette Kaluza. Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, hat sie zahlreiche Politiker eingeladen, die nun im Geschäft über die Risiken des Rauchens und die EU-Pläne sprechen. Ein Stelldichein geben sich Europaparlamentarierin Dr. Renate Sommer (CDU), sowie Stadtrat Volker Bleck (SPD), Kirsten Eink (SPD) und die Landtagsabgeordneten Alexander Vogt (SPD) und Thomas Nückel (FDP).
Renate Sommer verweist in der zeitweise hitzig diskutierenden Runde darauf, dass die Umsetzung der Pläne viele Jahre dauern werde. „Über die Vorschläge der EU-Kommission müssen das EU-Parlament sowie die EU-Mitgliedsstaaten beraten und abstimmen. Danach müssen sie in nationale Gesetze überführt werden. Und schließlich kommen Übergangszeiten von in der Regel etwa zwei Jahren hinzu.“
Das beruhigt Annette Kaluza nicht unbedingt. Sie zweifelt auch daran, dass Schockbilder und Warnhinweise Raucher beeindrucken werden. Schließlich könne man die Schachteln in bunten Boxen und die Zigaretten in Etuis verschwinden lassen. Dann sehe man die „faulen Zähne“ nicht mehr. pleu

Will sich gegen die neue EU-Richtlinie wehren: Annette Kaluza hat ihr Tabakgeschäft im Herner Bahnhof für einen Tag so „dekoriert“, wie es die EU vorschreiben möchte.
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Unterschiedliche Packungsgrößen und aromatisierte Zigaretten soll es nicht mehr geben. Foto: Erler
Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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