"Keine Gefährdung in Herne"
Stadt untersucht silikonverarbeitenden Betrieb auf PCB-Belastung
Seit Monaten beherrscht das Thema PCB-Belastung die Stadt Ennepetal. Doch nicht nur dort werden Silikonprodukte hergestellt, auch in Herne bei der Firma Silex im Stadtteil Horsthausen. Wie die Stadtverwaltung am Mittwoch, 4. März, bei einem Pressetermin mitteilte, geht man jedoch zurzeit davon aus, dass dort bei der Produktion keine PCB-Partikel freigesetzt werden.
Von Vera Demuth
"Wir sehen keinerlei Gefährdung für die Nachbarschaft", sagte Karlheinz Friedrichs, der für Umweltthemen zuständige Stadtrat. In Ennepetal waren zunächst weiße Flocken im Umfeld des Betriebes aufgefallen, von denen sich dann herausstellte, dass sie mit PCB belastet sind. "Flocken oral aufzunehmen wäre nicht gut, aber wir haben keine Flocken", so Friedrichs.
Um dies abzuklären, hat die Stadt das Gebiet rund um die Firma Silex an der Werderstraße mit Drohnen befliegen lassen. Auch Beschwerden von Anwohnern sind im Rathaus nicht bekannt. Zudem sei das Produktionsvolumen in Herne deutlich geringer als in Ennepetal.
Das Unternehmen Silex stellt Silikonschläuche und andere Produkte aus Silikon her und verwendet dabei einen sogenannten Vernetzer. Bei dessen Einsatz kann PCB entstehen. "Die Vernetzer sind zulässig", erläuterte Daniel Wirbals, Abteilungsleiter Klima- und Immissionsschutz im Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. "Es war gänzlich unbekannt, dass es dadurch zu einer PCB-Freisetzung kommen kann. Das wurde erst durch den Fall in Ennepetal entdeckt."
Im Austausch mit Unternehmen und Ministerium
Seit dem Spätherbst 2019 steht die Herner Stadtverwaltung wegen dieser Problematik in Austausch mit dem Unternehmen Silex, dem NRW-Umweltministerium und der Bezirksregierung Arnsberg. Die Firma zeige große Bereitschaft, mit der Stadt und den übrigen Behörden zusammenzuarbeiten, betonte Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung.
Um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten, wurden und werden diverse Maßanahmen ergriffen. Dazu zählen Begehungen und Kontrollen durch die Stadt in dem Unternehmen. Bei vier Mitarbeiter des Betriebs sind Blutuntersuchungen durch das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsklinik der RWTH Aachen gemacht worden. "In einem ersten Ergebnis liegen die Belastungen unter den Richtwerten", so Wixforth. "Wir können also Entwarnung geben." Blutuntersuchungen weiterer Mitarbeiter sollen nichtsdestotrotz folgen.
Löwenzahntest soll folgen
Darüber hinaus ist ein sogenannter Löwenzahntest vorgesehen, bei dem das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) die Pflanzen im Umfeld des Betriebs auf PCB testen wird. Jedoch kann diese Untersuchung erst Ende des Monats gemacht werden, wenn die Pflanzen gewachsen sind. Ein Ergebnis des Löwenzahntests soll Ende April vorliegen. Stadt und LANUV wollen dann die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informieren. Ebenfalls sollen die Abgasemissionen der Firma Silex untersucht werden.
Die Silikonproduktion in dem Unternehmen in Horsthausen läuft unterdessen weiter. Die Firma habe eine normale Baugenehmigung erhalten, erklärte Karlheinz Friedrichs. Einschränkungen für Gewerbetriebe, die Silikon verarbeiteten, kenne das Bundes-Immissionsschutzgesetz gar nicht.
Das Thema PCB-Belastung durch silikonverarbeitende Betriebe stand am Mittwoch auf der Tagesordnung des Landtagsausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz. Neben den beiden Unternehmen in Herne und Ennepetal gibt es sechs weitere in NRW, die die sogenannten Vernetzer bei der Produktion einsetzen.
Infotelefon eingerichtet
Für Fragen rund um das Thema PCB hat die Stadt Herne eine Informationsnummer für Anwohner geschaltet. Sie ist unter Tel. 02323/163006 zu erreichen.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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