Frage der Woche
Sollte das Ehegattensplitting abgeschafft werden?
Er macht Karriere und verdient in seinem Vollzeitjob überdurchschnittlich viel, sie arbeitet in Teilzeit und kümmert sich vor allem um die Kinder und den Haushalt. Das belohnt der Staat durch Steuervorteile in der Ehe. Richtig so, oder muss man es ändern?
Natürlich: Bei 83 Millionen Einwohnern gibt es in der Republik auch Paare, bei denen die Frau mehr verdient als der Mann. Die Statistiken aber zeigen deutlich, dass es eher Ehefrauen sind, die in Teilzeit oder Mini-Jobs arbeiten, weil sich mehr Arbeit kaum auszahlt. Denn das Ehegattensplitting bietet Paaren, bei denen die Gehälter weit auseinanderliegen, handfeste finanzielle Vorteile: Beide Gehälter werden vor der Steuer addiert und dann halbiert. So lassen sich hohe Steuersätze oftmals vermeiden, und das spart Geld.
Ehefrauen benachteiligt
Allerdings passiere das auf Kosten der Ehefrauen, finden Kritiker*innen. Denn im Falle einer Scheidung seien es fast immer die Frauen, die finanziell am Abgrund stünden. Außerdem fehle der Wirtschaft die Arbeitskraft der Frauen, da durch das Ehegattensplitting Arbeitsanreize vermindert würden.
Abschaffung rechtlich problematisch
Soll man es also ändern? So einfach ist das nicht möglich, sind sich Fachleute einig. Denn eine plötzliche Rückkehr zur Individualbesteuerung wäre aus rechtlicher Sicht sehr problematisch. Aus diesem Grund streben etwa SPD und Grüne auch nicht die Abschaffung, sondern Reformen des Ehegattensplittings an. Außerdem ergäben sich ohne die Steuervorteile durch das Splitting für viele Eheleute in Deutschland womöglich erhebliche finanzielle Probleme, vor allem für diejenigen, die ohnehin wenig haben.
Frage der Woche: Sollte das Ehegattensplitting abgeschafft oder beibehalten werden? Oder sind grundlegende Reformen nötig? Seid ihr der Meinung, dass die Regelung veraltete Rollenbilder begünstigt und Frauen benachteiligt? Habt ihr selbst auch jahrelang gesplittet? Würdet ihr es wieder tun?
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
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