Politik und Johanneswerk ziehen an einem Strang
Herne (JW). Im Rahmen der Unterschriftsaktion „Schlechte Zeiten für die Pflege“, die das Johanneswerk im November 2013 gestartet hatte, besuchten jetzt am „Tag der Pflege“ die Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering (SPD) sowie die Landtagsabgeordneten Alexander Vogt und Serdar Yüksel das Ludwig-Steil-Haus in Wanne-Eickel.
„Mit unserer Kampagne fordern wir mehr Personal, eine bessere Anerkennung des Pflegeberufs, die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens und eine neue Auslegung des Begriffs Pflegebedürftigkeit“, fasste Regionalgeschäftsführer Andreas Eckhardt die Kernpunkte zusammen. „Wenn nicht die große Koalition eine große Pflegereform umsetzen kann, wer dann?“ appellierte er jetzt an die Vertreter der Politik und stieß damit bei den Besuchern auf offene Ohren.
Demographischer Wandel ist das Thema
Die Abgeordneten bestätigten, dass das Thema „demographischer Wandel“ zu lange von der Politik vernachlässigt wurde. „Wir wissen, dass in den nächsten Jahren auf uns eine Welle von Menschen zukommen wird, die versorgt werden will“, so Serdar Yüksel. Die Weichen dafür werden derzeit gestellt. Gerade die Themen Ausbildung, Akademisierung der Pflege und Entbürokratisierung wurden intensiv diskutiert.
Einrichtungsleiter Marc Opitz beschrieb den Abgeordneten die derzeitige Situation auf dem Arbeitsmarkt: „Die Zahl der Bewerbungen von Fachkräften ist stark rückläufig!“ Alexander Vogt führte dies auch auf die Attraktivität des Pflegeberufs zurück. „Wir dürfen die hohe Qualität, die diesem Berufs zugrunde liegt, nicht verschweigen“, so der Landtagsabgeordnete. Serdar Yüksel ergänzte: „Der Satz ‚Jeder kann pflegen‘ wird dem Beruf und den Menschen, die ihn ausüben, in keiner Weise gerecht.“ Und er hob die hohe Professionalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor.
Entbürokratisierung der Pflege
Michelle Müntefering betonte, dass die Politik alles dafür tun müsse, dass „mehr Zeit für den Bewohner“ zur Verfügung steht. Dies ließe sich auch durch eine Entbürokratisierung der Pflege erreichen. „Ob eine Einrichtung gut oder schlecht ist, darf nicht davon abhängen, ob die Mitarbeiter Formulare gut ausgefüllt haben. Sondern es muss an der Qualität der Betreuung und Pflege der Bewohner gemessen werden“, ergänzte Marc Opitz.
Die SPD-Abgeordneten unterstützen die Forderungen des Ev. Johanneswerks und versprachen, das Thema in ihren Gremien weiter zu verfolgen.
Das Ev. Johanneswerk ist einer der großen diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte und kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche. Gegründet wurde das Werk 1951. Der Vorsitzende des Vorstands ist Dr. Ingo Habenicht, sein Stellvertreter Dr. Bodo de Vries.
Autor:Sven Leichner aus Herne |
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