Pflegeausbildung attraktiver gestalten
BOCHOLT-SUDERWICK. Das Arbeiten in ambulanten und stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen muss in naher Zukunft attraktiver werden. Für die Ausbildung müssten neue Zielgruppen, darunter verstärkt Männer und Menschen mit Migrationshintergrund gewonnen werden. Darin stimmen Sabine Weiss (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit, und Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer des Ev. Johanneswerks und Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege e.V. (Devap) überein. Sie trafen sich jetzt zu einem Werkstattgespräch im Bültenhaus, Teil eines deutsch-niederländischen Pflege- und Wohnprojektes des Johanneswerks in Bocholt-Suderwick.
„Der demografische Wandel ist heute schon da, er beginnt nicht erst morgen“, mahnte Dr. de Vries. „Wir müssen uns fragen: Wo kommt das Personal her für die vielen Hochbetagten in der häuslichen Pflege, für die wachsende Anzahl an Pflegebedürftigen in ambulanten und stationären Einrichtungen?“ Derzeit würden zudem so viele Männer wie nie zuvor gepflegt, das erfordere mehr männliches Pflegepersonal.
Bund und Länder gefordert
Die heutige und zukünftige Altersstruktur stelle eine besondere Herausforderung für die Kommunen und die Gesellschaft dar, deren Konzepte zwingend mit Maßnahmen von Bund und Ländern flankiert werden müssten, „und das nicht nur für eine Legislaturperiode“, so der Devap-Vorsitzende. „Wir müssen den Pflegeberuf attraktiver machen, Menschen begeistern, diesen Beruf zu wählen, entsprechende Arbeitsbedingungen schaffen, Karrieremöglichkeiten bieten, die Rahmenbedingungen verbessern“, forderte er.
„Die Pflege stellt uns gegenwärtig und in der Zukunft vor große Herausforderungen“, stimmte Sabine Weiss zu. Die pflegepolitische Sprecherin des Gesundheitsministeriums weiter: „Wir wollen und müssen gemeinsame Anstrengungen unternehmen, Pflegeberufe insgesamt attraktiver zu gestalten.“
Die Mitte 2018 gestartete „Konzertierte Aktion Pflege“ (KAP) der drei Bundesministerien für Gesundheit, Familie und Arbeit zeige erste Erfolge. Deren Ziel ist es, den Pflegenotstand zu mildern und bis 2023 für zehn Prozent mehr Auszubildende in der Pflege zu sorgen. Im Fokus stehen die Themen „Ausbildung und Qualifizierung“, „Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung“, „Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung“, „Pflegekräfte aus dem Ausland“ und „Entlohnungsbedingungen in der Pflege“. Bis Herbst 2019 würden alle Ergebnisse aus den fünf interdisziplinären KAP-Arbeitsgruppen vorliegen, so Weiss, erst mit diesen Ergebnissen könne die Umsetzung konkreter Maßnahmen erfolgen.
Gespräche und Besuche vor Ort
Gespräche mit Trägern und Besuche vor Ort wie jetzt im Bültenhaus seien wichtig, damit der Gesetzgeber entsprechende Rahmenbedingungen schaffen könne, so die Parlamentarische Staatssekretärin. Bei einem Rundgang durch das Anfang 2009 eröffnete Pflege- und Wohnprojekt, in dem zwei Länder kooperieren, besichtigte Sabine Weiss die Wohngemeinschaft mit neun pflegebedürftigen Männern und Frauen sowie eine der zwölf seniorengerechten Mietwohnungen im Haus. Zum Abschied sicherte sie Dr. Bodo de Vries weitere Gespräche zu, auch über die Einbindung des Alters-Instituts. Die Johanneswerk-Tochter betreibt Grundlagenforschung zur Versorgung alter und hilfebedürftiger Menschen.
Autor:Sven Leichner aus Herne |
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