Haranni-Gymnasium wird zur Bündelungsschule
Gymnasium fängt Herner G8-Schüler und Seiteneinsteiger auf
Das Haranni-Gymnasium soll ab dem Schuljahr 2023/24 ein sogenanntes Bündelungsgymnasium werden. Das bedeutet, dass es das einzige Herner Gymnasium ist, das dann G8-Gymnasiasten aufnimmt, wenn sie die Klasse 10 nach dem Schuljahr 2022/23 wiederholen müssen. Auch Realschüler, die zum Schuljahr 2023/24 in die gymnasiale Oberstufe wechseln möchten, können dies nur am Haranni-Gymnasium tun.
Von Vera Demuth
Hintergrund für diese Regelung ist die Rückkehr von G8 zu G9. Bei G8 zählt die zehnte Klasse bereits zur Oberstufe, bei G9 aber noch zur Mittelstufe. Wer vom Jahrgang der letzten G8-Schüler nach dem Schuljahr 2022/23 sitzenbleibt und 2023/24 die zehnte Klasse wiederholt, würde also zum G9-Schüler und somit von der Ober- in die Mittelstufe zurückrutschen. Eine solche Rückstufung ist nach dem NRW-Schulgesetz jedoch nicht vorgesehen.
Daher soll eine Bündelungsschule, so der Auftrag des Landes NRW, diese Schüler ebenso wie die Quereinsteiger von der Realschule auffangen und sie zum Abitur führen. Die Wahl ist in Herne aufs Haranni-Gymnasium an der Hermann-Löns-Straße gefallen. Neben dem umfassenden Bildungsangebot nennt Dennis Neumann, Leiter des Fachbereichs Schule und Weiterbildung, die zentrale Lage und die räumliche Kapazität der Schule als Gründe für ihre Wahl.
Die „Bündelungsschüler“ würden einen eigenen Jahrgang am Haranni-Gymnasium bilden und nicht gemeinsam mit den übrigen Zehntklässlern unterrichtet. Mehr als 40 müssen es nach Vorgabe des Landes sein, damit eine Bündelungsschule überhaupt zustande kommt. In den vergangenen vier Jahren habe es jeweils etwa 50 Schüler in Herne gegeben – davon ein Viertel, die die Stufe wiederholt haben, und drei Viertel Seiteneinsteiger, so Neumann.
Beratung für die Schüler und Eltern
Für Nicole Nowak, Leiterin des Haranni-Gymnasiums, ist es ganz wichtig, dass die Herner Schüler und Eltern zügig wegen der Problematik beraten werden. Dazu soll es zunächst eine Konferenz aller Gymnasien, Gesamtschulen und Realschulen geben. Vor allem mit den Gymnasiasten, bei denen jetzt schon abzusehen ist, dass es mit einer Versetzung nach der zehnten Klasse schwierig werden könnte, soll geredet werden. „Vielleicht ist ein mittlerer Bildungsabschluss eine Variante, bevor es auf Biegen und Brechen in die gymnasiale Oberstufe geht“, sagt Nowak. Denkbar wäre es bei diesen Schülern auch, dass sie nach diesem Sommer die neunte Klasse freiwillig wiederholen. Danach würden sie automatisch in G9 rutschen.
Daneben steht es sowohl den Gymnasiasten, die nach dem Schuljahr 2022/23 nicht versetzt werden, als auch den Realschülern offen, ab dem Schuljahr 2023/24 eine der drei Herner Gesamtschulen zu besuchen. Neumann ist optimistisch, dass dann dort genug Kapazitäten vorhanden sein werden. Außerdem seien Seiteneinsteiger an Gesamtschulen nichts Neues. Auch wenn das Bündelungsgymnasium nicht zustande kommen sollte, bliebe der Wechsel zu einer Gesamtschule eine Option.
Geringeres Fächerangebot
Wenn das Haranni-Gymnasium zur Bündelungsschule wird, „müssen wir schauen, was wir für Kurse anbieten können“, erklärt Nowak. Knackpunkt ist hierbei die Personalfrage. Es sei nicht absehbar, wie viel Personal dann an den Gymnasien zur Verfügung stehe. Keinen Zweifel lässt Nowak daran, dass das Haranni-Gymnasium als Bündelungsschule personelle Unterstützung braucht, zum Beispiel von den übrigen vier Herner Gymnasien. Zudem ist klar, dass den „Bündelungsschülern“ lediglich ein geringeres Fächerangebot als üblich gemacht werden kann. „Wir werden keinen Ringeltauben-Leistungskurs mit fünf Leuten stattfinden lassen können“, sagt die Schulleiterin.
„Ich bin sehr gespannt. Es gibt noch viele Unklarheiten“, lautet Nowaks momentane Einschätzung zur voraussichtlichen Einführung der Bündelungsschule in gut einem Jahr.
Weitere Herausforderungen durch die Rückkehr von G8 zu G9 warten allerdings schon. Der letzte G8-Jahrgang macht im Sommer 2025 sein Abitur. Im Jahr darauf gibt es eine „Abitur-Lücke“, weil die G9-Gymnasiasten erst im Sommer 2027 ihr Abitur ablegen. Das könnte zum Problem für einige Schüler des letzten G8-Jahrgangs werden. „Wer dann das Abitur nicht besteht, kann es nicht wiederholen“, erklärt Neumann.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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