Mit Wackersteinen gegen Obdachlose
Frage der Woche: Handelt die Stadt Düsseldorf legitim oder unverhältnismäßig?
In Düsseldorf übernachteten Wohnungslose häufiger unter der Rheinkniebrücke. Bis die Stadtverwaltung unter der Brücke Steine abladen ließ, um das zu verhindern. Eine Protestbewegung hat die Steine jetzt entfernt, doch die Stadt erwägt weitere Maßnahmen.
Eine Sprecherin der Stadt hatte dem WDR auf Anfrage gesagt, es habe im Vorfeld der Versperrung vermehrt Beschwerden durch Anwohner und Passanten gegeben: Die unter der Brücke campierenden Obdachlosen sollten weg. Angebotene Alternativen allerdings schlugen diese aus, so die Stadt. So versperrte die Stadt in Abwesenheit der Wohnungslosen mit Wackersteinen den Platz, wo zuvor Menschen vor Regen und Kälte Schutz fanden. Bis am gestrigen Donnerstag während einer Protestaktion die Steine vor das Düsseldorfer Rathaus getragen wurden.
Stadt prüft weitere Maßnahmen
Auf der Webseite der Obdachlosen-Organisation "Fiftyfifty" heißt es: "Der Umgang mit Obdachlosen in Düsseldorf wird offenbar wieder härter." Die Maßnahmen seien unverhältnismäßig hart und zudem unbegründet. Beschwerden habe es wegen der Camp-Bewohnern so gut wie nicht gegeben. Dem widerspricht Miriam Koch, Leiterin des Amtes für Migration, in diesem Bericht: Rattenbefall, Brandgefahr und Geruchsbelästigung hätten die Verwaltung zum Handeln bewogen. Außerdem sei eine überdachte Unterkunft für die Bewohner bereit gestellt. – Was wiederum sowohl von den Wohnungslosen als auch von "Fiftyfifty" bestritten wird. Die Stadt prüfe jedenfalls im Moment die Möglichkeit, noch größere Steine zur Versperrung des Platzes zu benutzen.
Die Frage der Woche lautet: Handelt die Stadt hier angemessen oder übermäßig hart? Wie hätte eine solche Eskalation verhindert werden können? Was müsste jetzt passieren, damit die Lage für alle Beteiligten eine akzeptable Lösung findet?
Weitere Links zum Thema:
→ WAZ: OB rügt eigene Verwaltung
→ Report-D: Wo ist Platz für Obdachlose in Düsseldorf?
→ Express: Obdachlose unter Düsseldorfer Kniebrücke: „Ich wurde von der Stadt verjagt“
→ Fifty-Fifty: Steinhart
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
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