Die seelisch kranken Straftäter kommen

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Anfang Februar ziehen die ersten Patienten in die neue Maßregelvollzugsklinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein. Die Anlage, die 90 Insassen aufnehmen kann, ist in zweijähriger Bauzeit auf dem RAG-Gelände an der Wilhelmstraße entstanden. Die in Herne untergebrachten Patienten – Straftäter mit Psychosen und Persönlichkeitsstörungen – kommen fast ausschließlich aus Eickelborn, ebenso ein Teil des Personals. Insgesamt gibt es rund 100 Vollzeit-Mitarbeiter.
Das Gelände ist von einer fünfeinhalb Meter hohen Stahlbetonmauer umgeben, es wird mit Video-Kameras überwacht. Die Fenster sind entweder vergittert oder bestehen aus bruchfestem Sicherheitsglas. Die Beschäftigten tragen Notrufgeräte bei sich.
Nach den Worten von Ute Franz, Ärztliche Direktorin der Einrichtung, sind etwa ein Drittel der zukünftigen Herner Insassen Sexualstraftäter, die übrigen seien meist wegen Tötungsdelikten und Körperverletzung verurteilt worden. Etwa die Hälfte leide an Psychosen: „Sie glauben, Stimmen zu hören, fühlen sich verfolgt oder bedroht.“ Das zweite große Krankheitsbild seien Persönlichkeitsstörungen, die zum Beispiel in heftigen Aggressionen und aufbrausendem Gemüt bestünden.
Die Therapie, so Franz, richte sich nach Art der Erkrankung, Delikt und den Fähigkeiten des Patienten. Sie reicht von Behandlungen mit Medikamenten über Einzel- und Gruppen-Psychotherapie bis zur ambulanten Nachsorge. Auch sogenannte „Lockerungen“ sind Bestandteil des Hilfs-Angebots . Damit sind unter anderem begleitete und unbegleitete „Ausgänge“ der Insassen in die nähere Umgebung gemeint. Ziele können dabei etwa Sportanlagen, Geschäfte oder das Arbeitsamt sein. Zudem sind Treffen mit Familienmitgliedern möglich.
„Ob Ausgänge erlaubt werden, ist von der persönlichen Entwicklung des einzelnen Verurteilten abhängig“, betont Ute Franz. Vor der endgültigen Entscheidung darüber holen wir auch Gutachten von externen Fachleuten ein. Es wird Fälle geben, in denen Lockerungen niemals möglich sein werden.“
Wer sich umfassend informieren möchte, kann sich beim heutigen Rundgang mit sechs Anlaufstellen direkt am Ort des künftigen Geschehens Therapieangebote, Stationsaufbau und Sicherheitsvorkehrungen erklären lassen. Neben dem Arbeitstherapiegebäude, dem Zentralgebäude und der Sporthalle ist einer von mehreren baugleichen Stationsflügeln mit Patientenzimmern zur Besichtigung geöffnet. Ist die Anlage erst belegt, wird es eine solche Möglichkeit nicht mehr geben.

Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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