Charity-Event für die Ukraine am 19. März
"Das kann nicht wahr sein"
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- Sergiy Plyuta ist Inhaber von "Tanzpott" in Herne und Gelsenkirchen. Der gebürtige Ukrainer studierte an der Tanzakademie Kiew und arbeitete danach mehrere Jahre als aktiver Profitänzer und Tanzlehrer. Bekannt ist er auch aus der RTL-Tanzshow "Let’s Dance". Die Tanzschule hat er 2015 übernommen. Foto: Sara Drees
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Kurz hat Sergiy Plyuta überlegt, selbst in die Ukraine, in seine Heimat zu gehen, um das Land zu unterstützen. Doch dann kam ihm eine andere Idee: das Standing seiner Tanzschulen in Herne und Gelsenkirchen zu nutzen, um zu helfen. Schon am 19. März soll ein erstes Charity-Event stattfinden, außerdem lädt er Geflüchtete und andere Interessierte immer samstags zum Austausch ein.
Von Sara Drees
Seit einigen Tagen hat Sergiy Plyuta in Herne ein volles Haus. Zwei Mütter und deren vier Kinder sind vorübergehend bei ihm und seiner Freundin untergekommen. Sie sind aus der Ukraine vor dem Krieg geflohen.
Für Sergiy Plyuta ist es selbstverständlich, in dieser Situation zu helfen, insbesondere da er selbst in dem Land geboren und aufgewachsen ist. Sein 78-jähriger Vater und seine Schwester leben noch immer dort. "Ich habe ihnen angeboten, zu mir zu kommen, aber sie haben sich dafür entschieden, in ihrer Heimat zu bleiben." Insbesondere für seinen Vater sei Deutschland, ein fremdes Land, keine Option. "Er arbeitet dort sogar noch tageweise, macht nächtlichen Notfalldienst im Rathaus, behält alles immer im Blick." Auch die Schwester sei sehr aktiv in den Hilfsaktionen vor Ort.
"Ich wollte mich von der Arbeit zurückziehen, vielleicht selbst in den Krieg ziehen."
Da die Familie im westlichen Teil wohnt, wo es aktuell noch ruhig ist, aber nicht weit vom Kriegsgebiet entfernt, seien häufig Bekannte bei ihnen zu Gast, um Kraft für ihre weitere Flucht zu tanken. Oder auch Ärzte auf ihrem Weg in den Osten.
Für Sergiy Plyuta war der Kriegsbeginn ein echter Schock. "Ich dachte, das kann nicht wahr sein." Die ersten drei Tage habe er nur am Telefon verbracht. "Ich wollte mich von der Arbeit zurückziehen, vielleicht selbst in den Krieg ziehen", beschreibt er seine ersten Gedanken. So groß sei der Zusammenhalt in der Ukraine, die Motivation, das Land zu verteidigen und sich Putin nicht zu beugen. Doch schnell wurde ihm klar: Ohne militärische Ausbildung kann er hier besser Hilfe leisten als vor Ort. "Die Tanzschule hat eine große Community, die wir nutzen können, das ist vermutlich die bessere Variante", erklärt Plyuta.
Seine Idee: Einmal pro Woche will er in den Räumlichkeiten an der Bahnhofstraße 70-72 in Herne einen Treff anbieten. Ab sofort seien die Türen immer samstags ab 12 Uhr geöffnet. Dort können Menschen, die aus der Ukraine geflohen und vorübergehend hier untergekommen sind, Zeit miteinander verbringen und sich austauschen. Zum Kaffee trinken, aber auch um Fragen zu stellen, Ängste zu teilen, Organisatorisches zu klären. Deshalb sind auch Menschen, die selbst helfen oder einfach Informationen aus erster Hand erhalten möchten, herzlich zu den Treffen willkommen. "Vielleicht gibt es auch Tanzangebote, insbesondere für die Kinder, aber das wird sich zeigen", macht der Inhaber bewusst keine Vorgaben.
"Der Krieg wird nicht morgen wieder vorbei sein, wir wollen den Menschen langfristig helfen."
Auch ein Charity-Tanzen ist bereits geplant: am Samstag, 19. März, steigt bei "Tanzpott" in Herne eine große Zumbaparty mit dem Ziel, viele Spenden zu sammeln. Von 15 bis 18 Uhr gibt es Solotanz, ab 19 Uhr noch einmal Tanzzeit für Paare. Gemäß der Corona-Regeln gilt 3G, außerdem wird regelmäßig gelüftet. Für ausreichend Abstand ist in den zwei riesigen Sälen mehr als gesorgt.
Willkommen ist jeder, egal ob mit oder ohne Tanzerfahrung. Der Eintritt von 6 Euro fließt komplett in die Spendenkasse, ebenso die Erlöse aus dem Kuchenverkauf wie auch zweitere Zuwendungen. "Wichtig ist mir: Der Krieg wird nicht morgen wieder vorbei sein, wir wollen den Menschen langfristig helfen. Deshalb sind weitere Events geplant und wir werden die Gelder auch nicht willkürlich einsetzen", verspricht Sergiy Plyuta.
Heißt: Er will auf keinen Fall Säcke voll Kleiderspenden & Co. im Keller stapeln, sondern immer dort tätig werden, wo echter Bedarf besteht. Dafür nutzt er ein großes Logistik-Netzwerk von Tänzern in ganz Europa, aber auch lokal greift er auf gute Kontakte zurück. "Ärzte wie Dr. Bruckhaus-Walter aus Herne, aber auch die Apotheken und Altenheime aus der Umgebung, alle helfen, das ist einfach großartig!"
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Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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