Bittere Pillen, keimende Hoffnung
Einige bittere Pillen hielt Prof. Dr. Volker Eichener für die Mitglieder der IG Herne City und des Einzelhandeslverbandes parat, als er sich des demografischen Wandels und der abnehmenden Kaufkraft in den Innenstädten annahm. Aber es gab auch Hoffnung.
Gut besucht war „Die alte Druckerei“ in der Bebelstraße, als der hochkarätige Referent, Rektor der Bochumer European Business School, mit Zahlen hantierte, die erst einmal Furcht einjagten: „Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft bis zum Jahr 2060 von jetzt 82 auf dann 65 bis 70 Millionen Menschen. Die Einwohnerzahl Hernes wird sich von rund 160.000 auf 150.000 verringern – aber das schon bis zum Jahr 2030.“ Zudem werde es in Zukunft sehr viel weniger Familien geben. Somit ändere sich die Nachfrage.
Die „Master Consumer“ der geburtenstarken Jahrgänge wollen, so Eichener, Angebote in den Bereichen „Gesundheit, Anti-Aging, Wellness, Komfort, Entertainment/Kultur, Medien, Gastronomie sowie Lifestyle und Design.“ Es werde sehr reiche Senioren geben, aber auch zunehmende Altersarmut.
Der Einzelhandelsumsatz wird nach Eicheners Ansicht in den kommenden zehn Jahren um 28 Prozent sinken. „Die Kaufkraft in den Innenstaädten nimmt massiv ab“, betonte der Experte, „die Gründe sind: weniger Käufer, weniger Geld, vermehrter Einkauf in Shopping-Centern und vor allem Umsatzverlagerung auf den Internet-Handel.“
Um dem Trend gegenzusteuern und die City mit mehr Leben und Erleben zu füllen, empfahl Eichener einen Mix aus Maßnahmen: „Zielgruppenorientierte Gastronomie wird immer interessanter, das Angebot hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Leute schätzen zudem Erlebniseinkauf, der etwa mit Verkostungen und Lesungen garniert ist.“
Außerdem solle man auf eine Kombination von Aktivitäten in der Stadt setzen: Einkaufen, Leute treffen, Neues sehen. Es sei angebracht, Atmosphäre zu schaffen – sei sie nun „Ethno“ oder „trendy“. Zudem gelte es, den täglichen Bedarf der Stadtbewohner angemessen zu decken, denn es gebe immer mehr Menschen, „die lieber in den Zentren und nicht in den Vororten leben wollen“.
Neue Angebote in der City sollten auf spezielle Gruppen wie etwa Jugendliche, Migranten, Senioren oder Singles ausgerichtet sein.
Man wird sehen, ob die Medizin des Fachmannes angewandt wird und wirkt. Das Wochenblatt wird darüber berichten – versprochen!
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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