Eine wunderbare Reise durch die Gänsewelt des Ruhrgebiets - 13
Es war eine ganz unruhige Nacht für mich in der fremden Umgebung. Ungewohnte Geräusche und ziemlich viel Straßenlärm … das war mir nicht geheuer. Schon vor den ersten Sonnenstrahlen erwachte die Vogelwelt und einzelne Singvögel zwitscherten von den Bäumen. So richtig viel und laut singen die Singvögel im Herbst nicht mehr. Eigentlich schade, denn so ein Vogelkonzert am Morgen ist schon klasse.
Es wurde langsam hell, die Schlossgänse sammelten sich auf der Wiese zum Frühstück und wir gesellten uns zu ihnen. Der kurzgemähte Rasen war ganz nach unserem Geschmack. Leider wurden wir oft durch Hunde gestört, die durch die Gänsefamilien rannten und uns offensichtlich nach dem Leben trachten. Immer wieder kamen kleine und große Vierbeiner angeprescht und versuchten eine Ente oder eine Gans zu schnappen – und immer wieder mussten wir auffliegen, um unser Leben und unsere Gesundheit zu retten. Auch die Gans mit den Kippflügeln sah ich immer wieder um ihr Leben rennen – die arme konnte ja nicht wegfliegen. Dieses Frühstück am Schloss war nicht besonders entspannend.
Jagende Hunde gefährden die Vogelwelt
In einem ruhigeren Moment gesellte sich eine seltsam gefärbte Gans zu mir: „Diese Hunde kommen aus kleinen Etagenwohnungen und haben kaum Beschäftigung. Sie sind froh, wenn sie sich zwei oder drei Mal am Tag bewegen können. Leider nehmen weder die Hunde noch ihre Menschen dabei Rücksicht auf die Belange von uns Wildtieren. Viele Hundefreunde leben in ihrer eigenen Welt – da kommen nur Hunde vor – andere Tiere sind ihnen egal. Wir Wildtiere sind herrenlos – niemand beschützt uns - und kaum jemand kümmert sich um uns, wenn wir verletzt sind. Wann immer du Hunden und Menschen begegnest, junge Dame: Sei auf der Hut! Ein verrenkter Flügel oder ein umgeknicktes Bein tut sehr lange weh. Manchmal ist es sogar ein Todesurteil. Niemand wird dir helfen, wenn du verletzt bist!“
Ich dachte kurz über die Worte der seltsam gefärbten Gans nach und sicherte ihr zu, immer gut auf meine Freunde, meine Familie und mich aufzupassen. Dank unserer schönen langen Hälse und unseren ausgesprochen guten Augen haben wir Gänse immer einen guten Überblick und können Gefahren meistens rechtzeitig erkennen. Mit brannte aber noch etwas auf dem Nagel...
„Darf ich mal fragen, was du für eine Gans bist? Du bist doch keine Kanadagans?“. „Jein“, sagte die Gans, „Ich bin zur Hälfte eine Kanadagans und zur Hälfte eine Graugans. Mein Vater ist eine Graugans und meine Mutter eine Kanadagans. Die rosa Füße habe ich von meinem Vater geerbt, den dunklen Hals von meiner Mutter. Dazwischen von beiden etwas. Die Menschen sagen Hybridgans zu mir.“
Hybridgänse - halb Kanadagans, halb Graugans
Am Nachmittag sprach ich in einer ruhigen Minute meinen Eltern auf die seltsame Hybridgans an. Mein Vater meinte, dass solche Mischehen häufig entstehen, wenn Graugansgössel von Kanadaganseltern großgezogen werden. Die Graugansmänner sind dann auf Kanadagänse geprägt und erobern eine Kanadagansfrau statt einer Graugansfrau. „Das ist alles sehr kompliziert, kleine AKA“, schnatterte meine Mutter energisch dazwischen, „und dafür bist du noch viel zu jung.“ Sie gab meinem Vater einen kräftigen Schubs mit dem Schnabel in Richtung Schlossgraben.
Die gesamte Familie begab sich ihrem Wunsch gemäß ins Wasser und wir badeten vergnügt. Meine Geschwister und ich waren uns einig, dass wir heute Nacht wieder zu Hause schlafen wollen, in unserer gewohnten Umgebung. Unsere Eltern waren einverstanden. Also brachten wir unsere Federn in Form und bereiteten uns auf der Rückflug vor. Wir verabschiedeten uns von den Schlossgänsen und mit viel Getöse und Geschnatter machten wir uns auf den Heimweg.
Autor:Britta Müller aus Herten |
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