Kirchenaktion: 700 Kilo öko-faire Orangen für Herne – Gerechte Löhne statt Ausbeutung
Süß statt bitter!
Unter dem Motto „Süß statt bitter!“ startet die Evangelische Kirche von Westfalen eine faire Orangenaktion zur Adventszeit. Mehr als 18 Tonnen Orangen aus Öko-Anbau und fair gehandelt rollen Anfang Dezem-ber in die Region: Allein im Kirchenkreis Herne gehen über 700 Kg
an Kirchengemeinden, Kitas, den Weltladen Esperanza sowie an Privatpersonen. Darüber hinaus hat das Eine Welt Zentrum Herne Organisationen und Kirchengemeinden in Bochum, Recklinghausen, Gelsenkirchen und Marl für die Aktion gewonnen und die Auslieferung der Orangen unterstützt.
In Herne werden die öko-fairen Orangen im Weltladen Esperanza (Freiligrathstr. 19, Herne-Mitte) zum Kauf angeboten.
In Süditalien schuften afrikanische Migranten sowie Wanderarbeiter auf Obstplantagen. Gerade in der Winterzeit hat die Orangenernte dort Hochkonjunktur. Die rund 2.000 Erntehelfer und Erntehelferinnen bekommen allerdings nur einen Hungerlohn – etwa 25 Euro für einen Tag harter Arbeit. Weil große Kon-zerne und Handelsketten den Preis diktieren, müssen viele kleinbäuerliche Betriebe ihre Orangen für einen Preis verkaufen, der kaum die Kosten für das Pflücken abdeckt. Dagegen wehrt sich der Verein „SOS Rosarno“ in Kalabrien. Er will Bauern und Saisonkräften menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei fairen Preisen und Löhnen ermöglichen.
Die Landeskirche unterstützt das Anliegen von „SOS Rosarno“. Der zuständige Dezernent Dr. Ulrich Möller (Bielefeld) erklärt, mit dem Kauf öko-fairer Orangen aus Süditalien könnten Menschen in Westfalen ein Zeichen gegen Ungerechtigkeit setzen. „Gerade in Corona-Zeiten ist gemeinsames Handeln und Solidarität wichtig.“
Auch die Flüchtlingsarbeit der Waldenser Kirche, das Projekt „Mediterranean Hope“, wird mit der Aktion unterstützt. So hilft „SOS Rosarno“ etwa mit Italienisch-Unterricht und Obstspenden in den Flüchtlingslagern.
„Für ein Kilo bekommen Bauern etwa in Kalabrien oft nur zwölf Cent. Das deckt nicht einmal die Produkti-onskosten von mindestens 20 Cent und reicht nicht für gerechte Löhne“, erklärt Giuseppe Pugliese von „SOS Rosarno.“ Die Bauern müssten die Früchte entweder verfaulen lassen oder die Tagelöhner ausbeu-ten. Sein Verein stellt stattdessen den direkten Kontakt zwischen Bauern, Arbeitern und Einkaufsgemein-schaften her. „Zwischenstufen des Handels werden ausgeschaltet“, sagt er. Die Bauern bekämen somit einen angemessenen Preis. Dafür müssten sie den Erntehelfern Tariflöhne zahlen und Öko-Landbau betrei-ben. SOS Rosarno organisiere dafür den Vertrieb an kleine Bioläden und Gruppen solidarischen Konsums. „Wir verkaufen und produzieren zu einem fairen Preis“, betont Pugliese. Er freut sich über die Unterstüt-zung der westfälischen Kirche. Dies zeige, „dass Solidarität keine Grenzen kennt.“
Die moderne Sklaverei, wie in den Orangenplantagen Süditaliens oder auf den Kakaoplantagen Westafrikas sei eine Folge des globalen Wettbewerbs, kritisiert Eine-Welt-Promotor Markus Heißler. Die Resonanz auf die Orangenaktion in den Kirchengemeinden ist überwältigend. Damit Menschenrechtsverletzungen entlang Lieferketten wirksam verhindert werden können, genügten aber solche Initiativen nicht. „Dafür ist ein Lieferkettengesetz nötig“, so Heißler weiter. Die westfälische Landessynode unterstützt diese Forderung, damit entlang weltweiter Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards geachtet werden. „Wir hoffen, dass der Bundestag Anfang 2021 endlich ein entsprechendes Gesetz verabschiedet.“
Autor:Markus Heißler aus Herne |
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