Harmlose Rothäute
Vor allem die erste Hälfte zieht sich ziemlich zäh hin: „Die Indianer vom Revier“ (Premiere am Donnerstagabend im Mondpalast) kommen nicht richtig in ihre Sättel. Das liegt nicht an Schauspielern oder Regie – es liegt am Stück.
Autor Sigi Domke, wandelnd zwischen Goethe light und Rosamunde Pilcher, recycelte eine Komödie aus dem Jahr 1999 und verpasste ihr Kulturhauptstadt-Flair. Hochfliegende Projekte wie „Still-Leben“, „SchachtZeichen“ oder „Ruhr-Atolle“ macht er madig – aber leider ohne jeden Biss. Wir wissen zudem, dass wir keine „Metropole“ sind, wir heißen ja nicht Pleitgen, da muss man dieses Wort nicht ständig herausblöken.
Sigi Domke versucht es mit Sex, Esoterik und Schlitzaugen; er versteigt sich zu Sätzen, die mäßig witzig sind à la: „In jedem Stück Eierkohle steckt auch ein Körperteil von uns“. Selten sind Kracher dabei wie: „Mein Vater glaubt immer noch, dass es die SPD gibt.“ In dem fast drei Stunden dauernden Werk schildert Domke die Zukunft des Ruhrgebiets als „Entertainment-Park“ in dem die Einheimischen vor Publikum (eben diese Schlitzaugen) täglich zu bestimmten Zeiten Schlabberkappes mampfen und „apper Arm“ beim Grubenunglück spielen.
Domke lässt das Stück mit „Völker, hört die Signale“ und dem Müller-Westernhagen-Song „Ich bin wieder hier“ enden – interessante Kombination von Kampf und Kuscheln.
Man fragt sich, da die „Indianer“ ja für einige Zeit über die Bühne reiten werden, ob sich im kommenden Jahr noch irgendjemand an die „Ruhr-Atolle“ erinnern wird – wohl eher nicht. Das Stück wird durchgehend bis zum 20. 11. gespielt. Karten: 02325/588 999.
Autor:Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig |
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