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Bürgerreporterin des Monats Dezember: Britta Müller aus Marl
Britta Müller hat ein großes Herz für Tiere. Ihnen gilt das Engagement der Marlerin, die im Lokalkompass für Ihre Kanadagansbilder bekannt ist. Seit 2011 berichtet sie im Lokalkompass und im Stadtspiegel. Begrüßt unsere Bürgerreporterin des Monats Dezember!
1. Wie kam es, dass du Bürgerreporterin geworden bist?
Das ist schon so lange her, dass ich es nicht mehr sagen kann. Mein ältester Beitrag, der noch online ist, ist von 2011. Da habe ich über den Halloween Ritt der VFD Freizeitreiter berichtet. Die Reiter haben sich und ihre Pferde schön gruselig geschmückt und machten einen gemeinsamen Ausritt im Nebel.
Nachdem mein Pferd im Jahr 2010 gestorben war, hatte ich mehr Zeit für das Hobby Fotografie. Mit den Freizeitreitern war ich fortan nicht mehr zu Pferd, sondern als Fotografin unterwegs, oft auf dem Mountainbike, und berichtete über Ausritte und Veranstaltungen. Der Lokalkompass war dafür die passende Plattform mit überregionaler Reichweite.
2015 habe ich den City-See in Marl entdeckt mit seiner unglaublichen Vogelvielfalt. Mehrere Artikel über die Vögel und ihren Nachwuchs wurden in den Printausgaben („Stadtspiegel Marl“) abgedruckt. Wenn ich am City-See war, wurde ich oft auf die Artikel angesprochen, meistens ohne dass man wusste, dass die Artikel von mir waren. Das fand ich spannend und war ein Ansporn, weiter zu machen.
Nachdem der Artikel über den Eisvogel am City-See erschienen war, kamen Fotografen von nah und fern, um den kleinen Vogel zu sehen. Sogar aus Hünxe kam ein Fotograf nach Marl, um den Eisvogel am City-See zu fotografieren. Ziemlich verrückt, ist der Eisvogel doch weit verbreitet und an vielen Orten zu entdecken. Vermutlich hat man gehofft, ihn am City-See mehr aus der Nähe betrachten zu können, aber das ist leider selten der Fall.
2. Was war bisher dein größter Erfolg als Bürgerreporterin?
Schwer zu sagen. Es gibt Artikel, die werden unglaublich oft gelesen und ich kann mir nicht erklären, warum. Dazu gehört zum Beispiel dieser Beitrag von 2014. Ich habe keine Ahnung, was an den Artikel so interessant ist, dass er im Ranking immer weit oben steht.
Der Artikel über die Meiseneltern, die die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) an ihren Nachwuchs verfüttern, fand viel Beachtung. Ich glaube, der Nachweis, dass die Meisen tatsächlich den EPS fressen, war eine kleine Sensation. Entdeckt hatte das Daniel Schwarzbäcker, der mich gleich anrief und sagte, ich müsse sofort zur Loemühle kommen.
Kurz zuvor hatten wir bei der Sitzung der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO) darüber gesprochen, ob schon irgendjemand eine Beobachtung machen konnte, ob Meisen tatsächlich den EPS fressen. Zufällig konnten wir genau das an diesem Tag beobachten, dokumentieren und veröffentlichen.Die Bilder von Daniel Schwarzbäcker gingen in den nächsten Tagen durch alle Medien und waren fast auf allen Titelseiten zu sehen (Recklinghäuser Zeitung, Marler Zeitung, Hertener Allgemeine, Stadtspiegel, Kurier zum Sonntag, usw.). Das würde ich schon als Erfolg verbuchen, auch wenn die veröffentlichten Fotos nicht von mir waren.
Aktuell ist der Bericht über die fehlgeschlagene Rettung der Möwe am City-See stark besucht. Das liegt vermutlich an der Popularität des Protagonisten Stefan Bröckling vom Tiernotruf, der eine sehr große Fangemeinde hat. Leider konnte die Möwe nicht gefangen werden und ist verschollen.
Was macht deine Heimatstadt Marl besonders für dich?
Ich bin in Marl geboren und habe nie woanders gewohnt. Hier ist mein Zuhause, hier lebt meine Familie, hier sind meine Freunde und viele gute Kontakte.Leider ist Marl keine wirklich schöne Stadt. Viele Gebäude stammen aus der Zeit, wo man auf Beton im Stil des Brutalismus gesetzt hat. Einige der Bausünden wurden bereits gesprengt und entfernt mit anschließender Neubebauung.
Leider müssen auch immer mehr Grünflächen fraglichen Bauprojekten weichen. Den Bürgern wird damit wichtiger Erholungsraum entzogen, den Tieren der Lebensraum. Aktuell kämpfen die Bürger aus dem Stadtteil Hüls für den Erhalt eines kleinen Wäldchens, den Jahnstadion-Wald. Ein wertvoller, alter Buchenwald, an dem die Herzen vieler Bürger hängen. Das hat die Stadt möglicherweise völlig unterschätzt bei ihrem Bauvorhaben und erntet sehr viel Gegenwind.
Öffentliche Grünflächen sind wichtig für das Wohlbefinden der Bürger, das Stadtklima, die Vögel, Fledermäuse, Insekten. Nicht jeder hat einen eigenen Garten, in dem er frische Luft und Sonne tanken kann. Auch am City-See befürchte ich, dass weitere Grünflächen, mithin Bürgereigentum, kommerziellen Interessen geopfert werden. Dabei wird dort gerade das Umfeld umfangreich saniert und man könnte sicherlich vieles verwirklichen, ohne die wertvollen Grünanlagen zu tangieren.
Du engagierst dich ehrenamtlich für den Verein Stadttauben Marl. Erkläre doch mal, was der Verein für Ziele hat.
Unsere Stadttauben sind überwiegend gestrandete Brieftauben und ihre Nachkommen. Der Verein Stadttauben Marl e.V. setzt sich für die Vögel ein, die verwilderte Haustiere sind und als solche menschliche Zuwendung gut gebrauchen können und schlichtweg auch verdient haben. Vor allem in Form von artgerechtem Futter, Wasser und tierärztlicher Versorgung helfen wir, und zwar in einer geschützten Umgebung, dem Taubenhaus (eine Vogelvoliere). Die Tauben sollen sich in ihrem Taubenhaus wohlfühlen und dorthin ihren Lebensmittelpunkt verlegen. Das klappt bislang recht gut.
Der zeitliche und finanzielle Aufwand für das Taubenhaus ist allerdings deutlich höher als bei der Gründung des Vereins erwartet. Also, wer da noch unterstützen will, darf sich gerne melden. Ich schreib in Kürze noch einen Artikel dazu!
Als Fotografin bist du vor allem für deine Kanadagänse bekannt. Wie kommst du auf die Kanadagans?
Das ist wohl eher Zufall. Nachdem mein Pferd und mein Hund verstorben waren, entdeckte ich Vögel als spannende Tiere. Zuerst die kleinen Singvögel und später die Wasservögel. Die großen Kanadagänse kommen sehr nah, sie sind freundlich und aufgeschlossen gegenüber Menschen. Man kann an ihrem Leben regelrecht teilhaben. Wenn man sich auf eine Wiese setzt, kann es gut sein, dass sie sich einfach so dazu gesellen.
Wer sich die Zeit nimmt, die Gänse zu beobachten, wird feststellen, welche Lebensfreude und Zufriedenheit sie ausstrahlen. Diese Lebensfreude und Zufriedenheit springt auf den Beobachter automatisch über. Wenn ich die liebenswerten Langhälse beim Grasen oder Baden beobachten kann, komme ich zur Ruhe, kann mich vom Stress erholen. Es macht mich glücklich, wenn sie mich mit ihren großen schwarzen Knopfaugen anschauen.
Leider gibt es auch Menschen, die den Tieren nicht wohlgesonnen sind. Meistens sind das Menschen, die mit der Natur nichts anfangen können, kein Auge für die Schönheit der Natur haben und vor allem sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt stellen. Manche lassen sich durch negative Berichterstattung in den Medien beeinflussen. Es wird viel Unsinn über Gänse verbreitet und wer sich noch nie mit dem Thema befasst hat, glaubt das natürlich. Da schreibt ein Zeitungsredakteur ungeprüft vom anderen ab und so verbreiten sich Thesen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es einfacher ist einen Atomkern zu spalten, als ein Vorurteil auszuräumen. Das gilt für Tauben und Gänse gleichermaßen. Durch Berichte und persönliche Gespräche vor Ort versuche ich unermüdlich aufzuklären, zu informieren und Vorurteile auszuräumen.
Ich möchte Menschen die Augen zu öffnen für diese wunderbaren Tiere, die sehr viel mit ihnen gemeinsam haben: Sie kennen Gefühle wie Liebe, Eifersucht und Trauer, sind ihrem Partner eng verbunden, haben einen ausgeprägten Familien- und Gemeinsinn, sind ihrer Heimat stark verbunden. Sie gehören zu uns und auch für diese Tiere muss Platz in unseren Städten, Parks und Herzen sein.
Woher kommt deine Begeisterung für die Fotografie? Seit wann fotografierst du schon?
Ich fotografiere schon sehr lange. Am Anfang natürlich noch analog mit der Kamera meiner Eltern. Der ISO Wert war vom Film vorgegeben. Ein ISO 400 Film war schon hoch gegriffen, erst recht ein ISO 800 Film. Nach 36 Auslösungen war der Film voll, die Bilder kamen erst Tage später nach der Entwicklung im Labor zum Vorschein. Darüber können wir heute lachen.
Mein Hund war ein dankbares Fotomotiv, den habe ich gerne fotografiert, und natürlich die Hunde vom Hundesportverein. 1991 kam die Sportart Agility auf und bot immer gute Motive. Einige Bilder wurden in "Der Hund" veröffentlicht. Damals musste man die Bilder noch auf dem Postweg an den Verlag schicken - Digitalfotos gab es noch nicht und Bildbearbeitung schon gar nicht. Gut, dass diese Zeiten vorbei sind!!
Seit wann engagierst du dich schon ehrenamtlich? Woher kommt dein Engagement?
Irgendwie schon immer. Es macht mir einfach Spaß. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne noch mehr machen.
Was würdest du am Lokalkompass verbessern, wenn du könntest?
Die Werbung nimmt schon mal Überhand. Aus dem Grund habe ich auch schon eine LK Pause eingelegt. Werbung gehört dazu, aber wenn sie zu aufdringlich und zu viel ist, dann verlasse ich das Portal auch schnell wieder.Was mir sehr gut gefällt sind, die E-Paper Ausgaben der einzelnen Städte. Da stöbere ich gerne mal, was gerade in den Nachbarstädten Thema ist.
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
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